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Channel: Elizabeth Olsen – Medienjournal

Review: I Saw the Light (Film)

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Und da wäre ich auch schon wieder, um eine der letzten Film-Reviews für dieses Jahr abzuliefern. Ansonsten gibt es jetzt gleich erst einmal Essen und dann werde ich mich wieder einmal ein wenig mit Lego vergnügen und meinen wenn auch kurzen Urlaub genießen.

I Saw the Light

I Saw the Light, USA 2015, 123 Min.

I Saw the Light | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Marc Abraham
Autoren:
Marc Abraham (Drehbuch)
Colin Escott (Buch-Vorlage)
George Merritt (Buch-Vorlage)
William MacEwen (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Tom Hiddleston (Hank Williams)
Elizabeth Olsen (Audrey Williams)
in weiteren Rollen:
Cherry Jones (Lillie Williams)
Bradley Whitford (Fred Rose)
Maddie Hasson (Billie Jean Jones)
Wrenn Schmidt (Bobbie Jett)

Genre:
Biografie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus I Saw the Light | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Als aufstrebender Country-Musiker hat Hank Williams jüngst erst mit der frisch geschiedenen Audrey Sheppard den Bund fürs Leben geschlossen und gemeinsam träumt man von einer Karriere im Musik-Business, doch Audrey ist nicht halb so talentiert, wie sie es sich wünschen würde und je mehr sie von Hanks Erfolg zu profitieren versucht, umso mehr nehmen die Spannungen in ihrer Ehe zu, derweil Hanks erste Single beträchtlichen Erfolg hat. Kaum ist der Country-Sänger außer Haus, locken junge Frauen und noch mehr der Alkohol, dem Hank zunehmend verfällt. Die Ehe zerbricht schlussendlich, doch Hanks umtriebiges Leben fordert zunehmend seinen Tribut und alsbald macht Hank seine Gesundheit zu schaffen, während er versucht, sein Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen…

Rezension:

Es ist nicht alles Gold was glänzt und ungeachtet dessen, dass ich bisher quasi keine Berührungspunkte mit den Werken und dem Wirken von Country-Legende Hank Williams hatte, um dessen Leben es in I Saw the Light geht, versprach ich mir doch allein aufgrund der Besetzung Großartiges und fühlte mich nicht von ungefähr an das unbestreitbar kultige Musiker-Biopic Walk the Line erinnert, wobei die Parallelen auch nicht von der Hand zu weisen sind, jedoch Marc Abrahams Film leider zu kaum einem Zeitpunkt nur annähernd die Klasse der Johnny Cash-Biografie erreicht, obwohl die Zutaten augenscheinlich stimmen. Was man dem Film allerdings ohne Frage zugutehalten kann, ist, dass Tom Hiddleston (High-Rise) einen ähnlich großartigen Job macht als Hank Williams wie seinerzeit Joaquin Phoenix, sich nicht nur gehörig in Form gebracht hat, um der schlank-schlaksigen Statur von Hank zu entsprechen, sondern auch gesanglich zu überzeugen weiß und wirkliches Gänsehaut-Feeling erzeugen kann, wobei es zugegebenermaßen gerade am Anfang befremdlich wirkt, wenn einem ein Mann Mitte dreißig als gerade Zweiundzwanzigjähriger präsentiert wird.

Szenenbild aus I Saw the Light | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Hinsichtlich der überzeugenden Gesangsstimme ist es sehr schade, dass I Saw the Light sich gar nicht so sehr auf die musikalische Karriere von Hank Williams konzentriert, sondern zu großen Teilen auf dessen erste Ehe abstellt, denn in punkto musikalischer Einlagen wäre hier merklich mehr drin gewesen und hätte den Film wahrscheinlich nur besser machen können. So sehr ich nämlich Elizabeth Olsen (In Secret) als Darstellerin schätze, war mir ihre Figur der Audrey Williams schlichtweg zu präsent, was okay gewesen wäre, wenn ihre Rolle im Hinblick auf Hanks Vorankommen nachvollziehbar gewesen wäre, doch nach anfänglicher Verliebtheit scheint sie dem Geschehen nicht mehr viel Sinnstiftendes hinzufügen zu können. In der Hinsicht merkt man deutlich, dass Marc Abraham, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, zuweilen falsche Akzente gesetzt hat, denn in Anbetracht dessen, dass Hank Williams gerade einmal 29 Jahre alt geworden ist, hätte sich die Möglichkeit ergeben, auch bei einer Laufzeit von "nur" zwei Stunden eine adäquate Biografie abzuliefern, doch während sich das Geschehen anfänglich ausnehmend Zeit nimmt, sich seinen Figuren und kleinen Szenen zu widmen, wird man im weiteren Verlauf vermehrt mit immer weniger nachvollziehbaren Zeitsprüngen konfrontiert, die das Geschehen langsam zerfasern lassen und einen anfänglich vielversprechenden Film in nur noch solides Mittelmaß münden lassen.

Dabei hätte die Vita von Hank Williams und die ihr innewohnende Tragik hinsichtlich seiner Alkoholsucht und späteren Morphinabhängigkeit, seiner schwierigen Beziehung zu (Ex-)Frau Audrey und seiner sich durch sein Leben ziehenden psychischen und gesundheitlichen Probleme so dermaßen viele Ansatzpunkte für eine packende und tragische Geschichte bereitgehalten, doch wird dies alles immer irgendwie nur am Rande thematisiert und vergleichsweise lapidar abgehandelt, was nicht einmal an Hiddlestons Spiel liegt sondern wie gesagt an einem in meinen Augen oft reichlich unausgegorenen Drehbuch, das in einen ungleich längeren Film hätte adaptiert werden müssen oder um einige Szenen im ersten Drittel hätte erleichtert werden müssen, um im Gegenzug gegen Ende eine sich stimmig entwickelnde Dramaturgie aufrecht erhalten zu können. So habe ich schlussendlich leider auch nicht das Gefühl gehabt, dem Mensch Hank Williams nähergekommen zu sein und bekam lediglich eine grobe Ahnung von dessen Musik und dessen Leben, wobei besagte Lebensstationen eben zunehmend verworrener und weniger nachvollziehbar geworden sind.

Szenenbild aus I Saw the Light | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Entsprechend bleibt abgesehen von Hiddleston und Olsen auch keiner der weiteren Darsteller – geschweige denn dessen oder deren Rolle – längerfristig im Gedächtnis. Tatsächlich wäre I Saw the Light für mich in dramaturgischer Hinsicht – so leid mir das tut – ein absolut mittelmäßiger und folglich kaum lohnenswerter Film gewesen, wenn eben nicht Hiddleston in seiner Verkörperung des Country-Musikers so unglaublich gut gewesen wäre, weshalb letztlich als Zielgruppe für den Film lediglich die Fans von Hank Williams sowie die Fans von Tom Hiddleston bleiben, denn allen anderen dürfte das Endprodukt zu durchwachsen, zu oberflächlich, später zu zerfasert sein, um wirklich unterhalten oder überzeugen zu können. Dergestalt leider ein Film der verschenkten Möglichkeiten, von dem ich mir wirklich mehr versprochen hatte, denn die Zutaten wie gesagt, die wären ja alle vorhanden gewesen und ich mag mir kaum ausmalen, was aus dieser Biografie unter anderer Regie und mit einem stringenteren Drehbuch hätte werden können.

Fazit & Wertung:

Obschon Tom Hiddleston in seiner Verkörperung von Hank Williams unbestreitbar eine Glanzleistung abliefert, bleibt I Saw the Light ebenso unzweifelhaft weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, da sich die Story zunächst zu sehr auf Williams‘ erste Ehe fokussiert, um im weiteren Verlauf zusehend zu zerfasern.

6 von 10 ungemein erfolgreichen Country-Songs

I Saw the Light

  • Ungemein erfolgreiche Country-Songs - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Obschon Tom Hiddleston in seiner Verkörperung von Hank Williams unbestreitbar eine Glanzleistung abliefert, bleibt I Saw the Light ebenso unzweifelhaft weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, da sich die Story zunächst zu sehr auf Williams‘ erste Ehe fokussiert, um im weiteren Verlauf zusehend zu zerfasern.

6.0/10
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I Saw the Light ist am 04.08.16 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Review: Ingrid Goes West (Film)

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Ende der Woche erscheint nachfolgender Film auf DVD und Blu-ray und nach langer Zeit einmal wieder stehe ich noch vor Veröffentlichung bereit, um meine Eindrücke in Worte zu kleiden. Entsprechend wünsche ich viel Freude bei der Lektüre und ansonsten einen allseits schönen und sonnigen (Feier-)Abend.

Ingrid Goes West

Ingrid Goes West, USA 2017, 98 Min.

Ingrid Goes West | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Matt Spicer
Autoren:
David Branson Smith
Matt Spicer

Main-Cast:
Aubrey Plaza (Ingrid Thorburn)
Elizabeth Olsen (Taylor Sloane)
O’Shea Jackson Jr. (Dan Pinto)
in weiteren Rollen:
Billy Magnussen (Nicky Sloane)
Wyatt Russell (Ezra O’Keefe)
Pom Klementieff (Harley Chung)

Genre:
Drama | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Ingrid Goes West | © Universum Film
© Universum Film

Ingrid Thorburn hat schon länger ein obsessives Verhältnis zu den Instagram-Stars, denen sie folgt, und fabuliert sich Freundschaften zusammen, die de facto nicht existent sind, was dahingehend eskaliert, dass sie eine junge Frau bei ihrer Hochzeit attackiert, weil sie nicht eingeladen worden ist, obwohl sich die beiden im echten Leben noch nie begegnet sind. Ingrid landet in der Therapie, doch kaum wieder auf freiem Fuß, nimmt sie ihr obsessives Verhalten wieder auf und stößt alsbald auf die Influencerin Taylor Sloane. Nachdem ihre Mutter kürzlich erst verstorben ist, lässt Ingrid sich kurzentschlossen das gesamte Erbe in Bargeld auszahlen und macht sich auf den Weg Richtung Los Angeles, um Taylors neue beste Freundin zu werden. Tatsächlich gelingt es ihr sogar mit einem perfiden Plan, Taylors Aufmerksamkeit zu erregen, die von Ingrids manischen Anwandlungen nichts ahnt und zwischen den beiden erwächst eine Art Freundschaft, die allerdings samt und sonders auf Lügen fußt, was sich auf lange Sicht als Problem erweisen könnte…

Rezension:

Schon als ich das erste Mal von Ingrid Goes West gehört hatte, war ich Feuer und Flamme für diesen Social-Media-Film, der die ganze Instagram-Fassade vom schönen Leben hoffentlich trefflich aufs Korn zu nehmen wüsste und tatsächlich ist Regie-Debütant Matt Spicer ein einzigartiges Werk gelungen, das sich den Themen Narzissmus, Soziopathie und nicht zuletzt Neid verschrieben zu haben scheint, sich nach außen hin derweil als klassische Mischung aus Drama und Komödie verkauft. Dabei wird allerdings sicherlich jeder enttäuscht sein, der sich entweder eine funkensprühende Komödie oder ein reinrassiges Drama erwartet, denn beide Lager weiß Ingrid Goes West nicht wirklich zu bedienen, so eigenwillig ist die Ausrichtung dieser unangepassten Chose, die aber gerade durch ihre sowohl dramaturgischen als auch inszenatorischen Ecken und Kanten einen unleugbaren Reiz entfaltet.

Szenenbild aus Ingrid Goes West | © Universum Film
© Universum Film

Zunächst und zuvorderst liegt das natürlich vorrangig an Aubrey Plaza (Playing It Cool), die in ihrer Verkörperung der gleichermaßen manischen wie obsessiven Stalkerin und Soziopathin eine Bravour-Leistung abliefert und die unausgeglichene, besessene Ingrid glaubhaft, aber eben auch nicht ohne Sympathie-Werte verkörpert, so dass man tatsächlich bereit ist, mit ihrer Figur mitzufiebern, obwohl es sich im Grunde doch um eine klassische Antagonistin handelt und viel von ihrem Verhalten kaum entschuldbar sein dürfte. Dem gegenüber steht derweil Elizabeth Olsen (I Saw the Light), die als Taylor Sloane tatsächlich die Influencer-Verkörperung schlechthin darstellt und so ziemlich jedes Klischee und Vorurteil bedient, ohne dabei zur Karikatur zu verkommen. Überhaupt liegt genau hier der große Reiz von Ingrid Goes West, denn einerseits hat man das Gefühl, es mit einer waschechten und bewusst überhöhten Satire zu tun zu haben, andererseits scheint das Verhalten der Figuren, der Fortgang der Geschichte bei näherer Betrachtung gar nicht so weit hergeholt zu sein.

So gelingt Spicer, was viele Filmemacher auch nach Jahren nicht zu meistern wissen, nämlich, einerseits zu unterhalten und zum Lachen zu bringen, andererseits zum Nachdenken anzuregen, denn auch wenn ich persönlich mich schon lange nicht mehr aktiv mit Instagram auseinandergesetzt habe, kenne ich doch die Szene und ihre Protagonisten, weiß um die Mechanismen und Manipulationen, die hier anhand einer sehr persönlichen Geschichte aufgegriffen und verarbeitet werden, gleichwohl sich das Verhalten und Befinden von Ingrid Thorburn doch die meiste Zeit fernab dessen abspielt, was gemeinhin als nachvollziehbar und adäquat betrachtet werden würde. So mäandert Ingrid Goes West zwischen feiner Ironie und beißendem Spott, ist mal lustig, mal tragisch und bedient sich vor allem inszenatorisch selbst der gängigen Tricks und Kniffe, die man von Instagram kennen mag, präsentiert zuweilen bildschirmfüllende Emojis und taucht die Szenerie gerne selbst in die gängigsten Farbfilter, was dem Geschehen zuweilen einen beinahe entrückt, regelrecht unwirklichen Touch verleiht, der jedoch zunehmend Risse bekommt, wenn man beispielsweise aus der Warte des Vorzeigefreundes von Taylor (Wyatt Russell) die Schattenseiten dieses Lifestyle-Daseins aufgezeigt bekommt.

Szenenbild aus Ingrid Goes West | © Universum Film
© Universum Film

Bei all dem Lob für Ingrid Goes West muss man aber auch sagen, dass die Realität den Film bisweilen schon längst zu überflügelt haben scheint, so dass insbesondere It-Girl Taylor Sloane noch eher gemäßigt und sympathisch wirkt, die Wahrheit hinter der Fassade also noch weitaus drastischer und perfider hätte ausfallen können. So konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Spicers Film manches Mal dann doch quasi mit angezogener Handbremse inszeniert worden ist, denn während der satirische Charakter des Films speziell im letzten Drittel auch kurz mal aus den Augen verloren wird – und damit auch Olsen mit ihrer Figur zeitweise in der Versenkung verschwindet –, hätte man hier noch deutlich weiter gehen, noch drastischer werden können als es die halbgare und beinahe ein wenig gehetzt inszenierte Auflösung des Ganzen am Ende tut. Wenn der Film aber auch letzthin ein wenig schwächelt, lohnt es sich in meinen Augen aber auf alle Fälle, Ingrid bei ihrem verzweifelten Kampf um "Relevanz" beizuwohnen, zumal nicht nur Aubrey Plazas Darstellung über jeden Zweifel erhaben ist, sondern auch die ungewöhnliche Verquickung aus Drama und (satirischer) Komödie zu überzeugen weiß.

Fazit & Wertung:

Mit Ingrid Goes West offeriert Regisseur Matt Spicer eine Instagram-Dramedy, die zwar gerne noch ein wenig bissiger und bösartiger hätte ausfallen können, im Kern aber durchaus stimmig den heutzutage vorherrschenden Narzissmus im Social-Media-Bereich seziert und nicht nur anhand seiner manisch-obsessiven Protagonistin, sondern vor allem auch durch das vermeintlich unfehlbare It-Girl als deren Konterpart die Schattenseiten des Business vom schönen Schein skizziert.

7,5 von 10 inszenierten Alltags-Szenen

Ingrid Goes West

  • Inszenierte Alltags-Szenen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Ingrid Goes West offeriert Regisseur Matt Spicer eine Instagram-Dramedy, die zwar gerne noch ein wenig bissiger und bösartiger hätte ausfallen können, im Kern aber durchaus stimmig den heutzutage vorherrschenden Narzissmus im Social-Media-Bereich seziert und nicht nur anhand seiner manisch-obsessiven Protagonistin, sondern vor allem auch durch das vermeintlich unfehlbare It-Girl als deren Konterpart die Schattenseiten des Business vom schönen Schein skizziert.

7.5/10
Leser-Wertung 8/10 (1 Stimme)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Der Filmaffe: 2,5/5 Punkte

Ingrid Goes West erscheint am 20.04.18 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Review: The Avengers 3: Infinity War (Film)

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Das Marvel Cinematic Universe

Marvel Cinematic Universe

Dieser Film ist Teil des Marvel Cinematic Universe. Folge dem Link, um mehr darüber zu erfahren und weitere Artikel zum Thema zu entdecken.

 

Da wäre ich nun also und präsentiere meine mit rund 3.200 Wörtern erwartungsgemäß umfangreiche – aber selbstredend spoilerfreie – Kritik zu Avengers: Infinity War. Einen Spoilerteil, der sich insbesondere mit dem Ende des Films auseinandersetzt, gibt es freilich weiter unten auch noch, doch den habe ich ganz explizit und auffällig gekennzeichnet, denn ich persönlich hätte mich wohl auch enorm geärgert, wäre irgendetwas "Verfängliches" vor der Kinosichtung zu mir durchgesickert.

The Avengers 3:
Infinity War

Avengers: Infinity War, USA 2018, 149 Min.

The Avengers 3: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Regisseure:
Anthony Russo
Joe Russo
Autoren:
Christopher Markus
Stephen McFeely

Main-Cast:
Robert Downey Jr. (Tony Stark / Iron Man)
Chris Hemsworth (Thor)
Mark Ruffalo (Bruce Banner / Hulk)
Chris Evans (Steve Rogers)
Scarlett Johansson (Natasha Romanoff / Black Widow)
Benedict Cumberbatch (Dr. Stephen Strange)
Don Cheadle (James Rhodes / War Machine)
Tom Holland (Peter Parker / Spider-Man)
Chadwick Boseman (T’Challa / Black Panther)
Paul Bettany (Vision)
Elizabeth Olsen (Wanda Maximoff / Scarlet Witch)
Anthony Mackie (Sam Wilson / Falcon)
Sebastian Stan (Bucky Barnes / White Wolf)
Danai Gurira (Okoye)
Letitia Wright (Shuri)
Dave Bautista (Drax)
Zoe Saldana (Gamora)
Josh Brolin (Thanos)
Chris Pratt (Peter Quill / Star-Lord)

in weiteren Rollen:
Tom Hiddleston (Loki)
Idris Elba (Heimdall)
Peter Dinklage (Eitri)
Benedict Wong (Wong)
Pom Klementieff (Mantis)
Karen Gillan (Nebula)
Vin Diesel (Groot [Stimme])
Bradley Cooper (Rocket [Stimme])
Gwyneth Paltrow (Pepper Potts)
Benicio Del Toro (The Collector)

Genre:
Action | Abenteuer | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Avengers 2: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Bereits seit geraumer Zeit terrorisiert der mächtige Titan Thanos das Universum und verfolgt den perfiden wie größenwahnsinnigen Plan, die Hälfte der Bevölkerung eines jeden Planeten auszulöschen, um so das Gleichgewicht wiederherzustellen und den Überlebenden ein besseres Leben zu ermöglichen. Zu diesem Zweck ist er auf der Suche nach den mystischen wie mächtigen Infinity-Steinen, die – so er denn alle sechs Exemplare in seinem Handschuh vereinigt – ihm gottgleiche Macht verleihen würden. Nun hat es Thanos schlussendlich auch Richtung Erde verschlagen, wo sich zwei der sagenumwobenen Steine befinden und während er seine mächtigsten Krieger – die sogenannte Black Order – zur Erde schickt, um der Steine habhaft zu werden, bereist er den Rest des Alls, um die noch fehlenden Steine aufzutreiben. Zumindest gelingt es dem im letzten Moment vor Thanos geflüchteten Bruce Banner, Doctor Strange zu warnen, der wiederum Tony Stark kontaktiert, kurz bevor sich die Black Order mit Nachdruck ankündigt, während in Schottland den im Exil lebenden Helden Vision und Scarlet Witch unerwartete Hilfe zuteilwird. Weit entfernt in den Tiefen des Alls machen die Guardians derweil die Bekanntschaft mit Thor, der es sich zum Ziel gesetzt hat, sich für den Kampf gegen Thanos einen neuen Hammer schmieden zu lassen…

Rezension:

Die Ursprünge und die Verortung im MCU:

Zehn Jahre ist es her, dass Marvel sein Unterfangen mit Iron Man gestartet hat, ein großes, zahllose Helden umspannendes Filmuniversum zu schaffen, gemeinhin als Marvel Cinematic Universe – oder kurz MCU – bekannt. Damals hätte wohl sicherlich kaum jemand vorausahnen können, wie umfangreich, vor allem aber auch erfolgreich dieses Projekt werden würde, das fernab der mittlerweile insgesamt achtzehn Filme (Avengers: Infinity War nicht mitgerechnet) auch zahllose TV-Serien hervorgebracht, die sich mal mehr, mal weniger offensichtlich im selben Universum bewegen. Kern des Ganzen ist und bleibt aber der Radau auf der großen Leinwand und man macht bereits in den ersten Minuten keinen Hehl daraus, dieses Werk nun als vorläufiges, erwartungsgemäß fulminantes Finale der ersten Dekade MCU inszenieren zu wollen, was, gemessen daran, dass hier beinahe sämtliche Helden, die man bisher hat kennenlernen dürfen, in Erscheinung treten und im großen Kampf gegen Thanos Seite an Seite stehen, auf den man bereits 2012 in The Avengers einen ersten Blick hat werfen können (auch wenn sich seinerzeit noch nicht das Konterfei von Josh Brolin hinter der CGI-Maske verborgen hat), was ein deutliches Indiz dafür ist, wie umfassend und vorausschauend die Pläne der Marvel-Verantwortlichen und insbesondere Kevin Feige gewesen sein müssen.

Szenenbild aus The Avengers 3: infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Am meisten Spaß macht der Film folglich auch, wenn man bestmöglich mit dem MCU vertraut ist und im Idealfall sämtliche Filme und deren Handlung und Figuren noch parat hat, um das Optimum an Spaß und Querverweisen herauszuholen, aber das dürfte ja bei einem dritten Teil, der ohnehin schon in seinen ersten beiden "Varianten" als filmisches Crossover der Einzelhelden fungiert hat, auch zu erwarten sein, wobei der Hinweis gestattet sein mag, dass man zumindest Thor 3: Tag der Entscheidung im Vorfeld definitiv gesehen haben sollte, da der Auftakt des Films sich im direkten Anschluss an die die dort zuletzt gezeigten Szenen abspielt. Ursprünglich sollte nun aber Avengers: Infinity War den Zusatz Part I verliehen bekommen und auch wenn man bei der Namensgebung davon schlussendlich Abstand genommen hat, verhält es sich doch so – ohne spoilern zu wollen – dass der Film zwar für sich bestehen kann, aber erst im nächsten Jahr mit dem noch unbetitelten Avengers-Nachfolgefilm ein abgeschlossenes Werk ergibt, was insbesondere damit zusammenhängt, dass Anthony und Joe Russo hier für einen Marvel-Film doch gänzlich unerwartete Wege gehen.

Die Regisseure und Drehbuchautoren:

Bereits früh wurde 2015 im Rahmen der Veröffentlichung von The Avengers 2: Age of Ultron klar, dass Joss Whedon den dritten und vierten Avengers-Film entgegen ursprünglicher Pläne nicht inszenieren würde und stattdessen das Regie-Duo Anthony und Joe Russo verpflichtet worden ist, die sich mit Captain America 2: The Winter Soldier jüngst ihre Meriten im MCU verdient hatten. Ihnen als Drehbuchautoren zur Seite standen schon bei diesem Film Christopher Markus und Stephen McFeely, die wiederum schon das Skript zum ersten Captain America verfasst hatten. Aus dieser Zusammenarbeit resultierte dann ein überraschend grimmiger und ernsthafter Actionfilm, der von Captain America 3: Civil War zwar nicht ganz getoppt werden konnte, sich qualitativ aber in ähnlichen Breitengraden bewegte und nicht zu Unrecht den Beinamen The Avengers 2.5 bekam, so dass man sagen könnte, das Quartett Russo, Russo, Markus und McFeely hätte hier die Generalprobe zum epischen Aufeinandertreffen inszeniert, das einen in Avengers: Infinity War nun nach gefühlten Jahren des Wartens erwartet.

Die Darsteller:

Vom beteiligten Ensemble allein ist Avengers: Infinity War freilich der Inbegriff eines Blockbusters und wenn man schon in der Vergangenheit hat staunen dürfen, welch illustre Riege das Marvel-Team nach und nach für die unterschiedlichsten Helden zu verpflichten gewusst hat, führen all diese einzelnen Filme und Geschichten hier zusammen, weshalb man mit Fug und Recht behaupten kann, dass es hier gleich mehrere Dutzend Hauptfiguren gibt. Im Kern der Erzählung stehen dabei zweifelsohne aber noch immer die Helden der ersten Stunde, angefangen von Robert Downey Jr. als Tony " Iron Man" Stark über Chris Evans (Playing It Cool) als Steve Rogers bis hin zu Chris Hemsworth (The Huntsman & the Ice Queen) als Thor, um zunächst nur die zu nennen, die jeweils bereits auf eine eigene, unlängst abgeschlossene Film-Trilogie zurückblicken können. Diesbezüglich finden die Russo-Brüder auch einen inszenatorisch wie dramaturgisch wunderbaren Ansatz, je einen der genannten Helden ins Zentrum eines Handlungsstranges zu setzen, so dass sich hier die "Größen" des Marvel-Kosmos zunächst nicht ins Gehege kommen, gleichsam Zeit und Kapazität für bislang unbekannte Team-Ups besitzen, so dass allein das früh im Film zu verortende Zusammentreffen der beiden Super-Egos Tony Stark und Stephen Strange eines der frühen Highlights darstellt. Überhaupt hat der erneut von Benedict Cumberbatch (Sherlock) verkörperte Magier Strange eine doch überraschend große und gewichtige Rolle in dem Film, was insoweit natürlich auch nicht verwunderlich ist, dass er ja der Hüter eines der Infinity-Steine ist und so schnell in den Fokus der Black Order rückt.

Szenenbild aus The Avengers 3: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Nicht minder begeisterungswürdig fällt freilich das Zusammentreffen der "Guardians" mit Donnergott Thor aus, zumal Chris Pratt (Jurassic World) und Chris Hemsworth sichtlich Spaß an den Kabbeleien ihrer kaum minder egozentrischen Helden haben. Ebenfalls in dieser Konstellation tritt dann auch Zoe Saldana (Star Trek) als Gamora wieder auf den Plan, bei deren Figur man sich im Verlauf des Films auf überaus großartige Szenen freuen darf, ist sie schließlich eine der Töchter des Titanen Thanos und folglich eng mit dessen Schicksal verknüpft, auch wenn sie sich mehr als einmal wünscht, dem wäre nicht so. Steve Rogers hingegen kommt zunächst gemeinsam mit der von Scarlett Johansson (Ghost in the Shell) verkörperten Natasha und dem von Anthony Mackie (Triple 9) gespielten Sam Wilson in einer vergleichsweise geradezu klassischen Konstellation daher, hat derweil aber nichts von seinen Anführer-Qualitäten eingebüßt, auch wenn sich seine Figur in den Nachwehen von Civil War merklich verändert hat, was sehr für die sich stetig wandelnde Welt des MCU spricht, der die Russos natürlich in diesem Punkt besonders Rechnung tragen, ist Captain America schließlich mehr als jeder andere "ihre" Figur. Die Nachwehen der heldenhaften Auseinandersetzung allerdings sind es auch, die dieses Mal sowohl Ant-Man als auch Hawkeye auf die Ersatzbank verdammen, die "unter Hausarrest" stehen und folglich erst im nächsten Teil ihren Auftritt haben dürften werden. Das mag in einem lapidaren Halbsatz abgehandelt werden und auf den ersten Blick ärgerlich sein, doch ist es mir so zugegebenermaßen lieber, als wenn sie ein ewiges Dasein im Hintergrund gefristet hätten, denn auch wenn Avengers: Infinity War überraschenderweise selten überladen wirkt, hätte doch wahrscheinlich nicht mehr viel gefehlt und Figuren wie Bucky Barnes oder auch James Rhodes spielen ohnehin schon eine eher untergeordnete Rolle.

Szenenbild aus The Avengers 3: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Mark Ruffalo (Can A Song Save Your Life?) als Bruce Banner wiederum mag in den eigentlichen Kampfhandlungen ein wenig hintenanstehen und muss sich noch immer mit einem mehr als widerborstigen Hulk herumschlagen, bildet in vielerlei Hinsicht aber auch den erzählerischen Kitt, da er es ist, der die Helden zunächst warnt und eint, während Tom Holland (How I Live Now) als Spider-Man erneut seinem "Mentor" Stark unterstellt wird und sich hier wahrlich seine Sporen als Held verdienen darf. Die zaghaften Liebesbande zwischen Elizabeth Olsens (Ingrid Goes West) Scarlet Witch und Paul Bettanys (Manhunt: Unabomber) Vision bekommen hier ebenfalls wieder einen Platz eingeräumt, auch wenn sich Vision ebenfalls schnell mit der Black Order konfrontiert sieht aufgrund des Infinity Steins in seiner Stirn. Last but not least bekommt natürlich auch der von Chadwick Boseman (Message from the King) verkörperte Black Panther gehörig Platz eingeräumt, was insofern nicht verwunderlich ist, da sein erster Solo-Film quasi in den Vorwehen zu Avengers: Infinity War veröffentlicht worden ist und andererseits seine Heimat Wakanda eine nicht unmaßgebliche Rolle bei der schnell ausufernden Auseinandersetzung mit Thanos und seinen Horden einnimmt. Thanos wiederum, um schließlich natürlich auch noch auf Josh Brolin (Hail, Caesar!) zu sprechen zu kommen, ist tatsächlich genau der Bösewicht, den man sich speziell im MCU vielleicht schon seit Jahren gewünscht hat, da er eine nachvollziehbare, wenn auch grausame Motivation besitzt und es Brolin tatsächlich hinter all dem CGI gelingt, der Figur nicht nur Leben einzuhauchen, sondern ihr auch eine gewisse Tragik zu verleihen, während vom ersten Moment an klar sein dürfte, dass man es mit einem echten Badass-Schurken zu tun bekommt, ohne hier jetzt Genaueres spoilern zu wollen.

Der Film:

Um aber – ebenfalls ohne zu spoilern – nun auf den eigentlichen Film zu sprechen zu kommen, werfen die Russos hier alles an Expertise und Erfahrung in den Ring, was sie sich in den vergangenen Jahren draufgeschafft haben und schaffen ein vom ersten Moment an ungemein mitreißendes Werk, das bereits in den ersten Minuten in die Vollen geht und die schiere, rohe Bedrohlichkeit von Thanos als Antagonist unterstreicht, so dass man sich in den darauffolgenden rund zweieinhalb Stunden schon einmal darauf einstellen kann, ein jedes Mal um verschiedenste Helden zu bangen, wenn Thanos nur die Bildfläche betritt, was im Übrigen auch für seine Black Order gilt, die zwar vergleichsweise blass und beliebig bleit, was deren jeweilige Figurenausgestaltung betrifft, die von ihnen ausgehende Gefahr allerdings in keiner Weise schmälert. Dabei gelingt vor allem das Kunststück, die wirklich zahllosen Helden in Avengers: Infinity War aufeinandertreffen zu lassen, ohne dass sich heillose Konfusion und Überfrachtung breitmacht, wozu sich der Plot in grob vier große Handlungsstränge aufteilt, die mal mehr, mal weniger miteinander korrelieren, was ebenfalls eine hohe Kunst ist, denn schnell hätte man sich in den weiten des Alls verlieren können, über die sich die im wortwörtlichen Sinne epische Handlung erstreckt.

Szenenbild aus The Avengers 3: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Dabei bleibt freilich für Verschnaufpausen und ruhige Momente vergleichsweise wenig Zeit, doch finden die Autoren und Regisseure immer wieder Zeit für schöne Charaktermomente und auflockernde Situationen, so kurz diese teils auch sein mögen. Den für viele Marvel-Filme so typischen Humor wird man folglich auch hier nicht missen müssen, doch handelt es sich bei Avengers: Infinity War unbestritten um den düstersten und ernsthaftesten der bisherigen Marvel-Filme, was in Anbetracht der nie dagewesenen Bedrohung auch nur recht und billig ist, zumal man das MCU in dieser Hinsicht nun endlich auch wieder ernst nehmen kann und beileibe nicht gesichert ist, dass jeder liebgewonnene Held die Auseinandersetzung wirklich überlebt, denn selbst wenn vertragliche Regelungen den Tod einer spezifischen Figur eigentlich unmöglich machen, musste ich mich doch selbst in dieser Hinsicht manchmal fragen, ob sich künftige Auftritte nicht eben auch schlicht auf Rückblenden oder "Archivaufnahmen" erstrecken könnten, so dass in jeder der abwechslungsreich gestalteten und tatsächlich nie langweilig werdenden Konfrontationen auch immer die Angst mit an Bord ist und einen als Zuschauer regelrecht in den Sessel presst.

Das funktioniert natürlich auch dahingehend so gut, dass man – zumindest als Fan der ersten Stunde – mit den meisten Figuren seit teils bis zu zehn Jahren den Weg gemeinsam geht, so dass sie einem unbestreitbar ans Herz gewachsen sind und ihr Ableben ähnlich heftig treffen würde wie der Tod einer geliebten Serienfigur, die einen seit vielen Jahren begleitet. Kritik, dass Avengers: Infinity War zu schnell in eine ausufernde Materialschlacht ausarte und sich mehr Zeit für die Exposition der Figuren und des Settings hätte nehmen sollen, lasse ich übrigens in diesem Fall nicht gelten, denn auch wenn Part I aus dem Titel gestrichen worden ist und es sich dem Vernehmen nach um einen eigenständigen Film handelt, ist es letztlich auch schlichtweg die auf die Leinwand gebrachte Konfrontation, auf die das Marvel Cinematic Universe seit nunmehr zehn Jahren zusteuert und entsprechend ist die Exposition längst abgeschlossen, sind die Figuren längst vorgestellt, wurden ihre Beweggründe und Motivationen deutlich gemacht, als dass man sich hier noch mit langer Vorrede aufhalten müsse. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang derweil, wie es den Russos gelungen ist, das jeweilige Feeling, den Stil, die Optik der hier zusammenlaufenden Solofilme einzufangen, ohne dass nicht trotzdem alles in dem Film aus einem Guss wirken würde. So könnte man recht mühelos einen beliebigen Helden aus dem Reigen herauspicken und einzig dessen Szenen zu einer beispielsweise dreiviertelstündigen Fortsetzung zusammenschustern, ohne dass man einen stilistischen Bruch zu dessen vorangegangenen Abenteuern bemerken würde und trotzdem funktioniert Avengers: Infinity War als großes Ganzes.

Szenenbild aus The Avengers 3: Infinity War | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Über Optik und Effekte an sich braucht man derweil im Grunde kein Wort zu verlieren, denn auch wenn in den Massenkampfszenen die Übersichtlichkeit zeitweise flöten geht und man immer etwas zu kritisieren finden würde, setzt der Film in seiner Gänze doch im Grunde auch neue Maßstäbe für das Blockbuster-Kino dieser Tage und wirkt in wirklich jedem Aspekt auf der Höhe der Zeit. Nimmt man nun also die dramaturgische Finesse, die sich bereits nach wenigen Minuten entfaltende Intensität des Gezeigten, das schiere Übermaß an hochkarätigen Darstellern und großartigen Figuren zusammen, verknüpft sie mit einer epischen und unvorhersehbaren Auseinandersetzung, garniert sie mit sorgsam eingesetztem, nie deplatziert oder über Gebühr bemüht wirkenden Humor und rundet dies mit einem der wohl furchteinflößendsten und gleichsam tragischsten Schurken der bisherigen Marvel-Filmgeschichte ab, erhält man das Meisterwerk, das nicht von ungefähr die Kinokassen im Sturm erobert hat und in seiner Konsequenz und brachialen Ausgestaltung noch lange nachwirken wird. Würdiger hätte man die ersten zehn Jahre MCU wohl kaum beschließen können, auch wenn sich trotz der angeblichen Eigenständigkeit des Films das Gezeigte erst final einordnen lassen wird, wenn man auch den im Frühjahr nächsten Jahres erscheinenden vierten Avengers-Film gesehen haben wird, was im Übrigen auch der Grund ist, weshalb ich dem Film die Höchstwertung knapp verwehren musste.

Wer hierzu derweil Näheres erfahren möchte, der sei eingeladen, den nachfolgenden Spoiler-Absatz auszuklappen, wohlwissend, dass ich dort all die Dinge ansprechen werde, die ich wohlweislich in der vorangegangenen Kritik ausgespart habe.

SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER

Anklicken, um Spoiler-Text anzuzeigen

Was mich also einerseits beinahe verleitet hätte, die Höchstwertung zu vergeben ist das ungemein fatalistische, aber eben auch konsequente Finale, was ich und sicherlich die meisten Fans so nicht haben kommen sehen und was auf der wohl düstersten Note endet, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Das für sich genommen ist schon ein Novum sondergleichen, gerade wenn es um das Thema Superheldenfilme geht, denn das am Ende die Welt gerettet und alle glücklich sind, stand bis dato eigentlich außerfrage, was wiederum den grimmigen und ernsthaften Ton der Erzählung untermauert. Andererseits sind die mit Thanos‘ "Fingerschnippen" einhergehenden Tode nicht eben gut gewählt und enttarnen das Ganze noch während man es sieht als simple Effekthascherei, denn wenn es beispielsweise Rogers, Stark oder Thor getroffen hätte, hätte man ja zumindest fürchten können, dass die Figuren womöglich tot bleiben, doch dass hier stattdessen ausgerechnet die "jüngere" Riege an noch unverbrauchten Figuren das Zeitliche segnet, inklusive beispielsweise einem Spider-Man, dessen nächster Film ja längst bestätigt und angekündigt ist, lässt eben keinen Zweifel daran aufkommen, dass die ultimative Vernichtung der Hälfte der Menschheit dann in einem Jahr rückgängig gemacht werden wird, wobei Captain Marvel eine fraglos große Rolle spielen wird, wie die End-Credit-Scene verrät. Entsprechend geht durch dieses Wissen natürlich auch ein wenig die Wucht dieser finalen Entwicklung verloren und enttarnt sich selbst als Budenzauber, was ein wenig schade ist in Anbetracht der vorangegangenen Intensität des Gezeigten. Nichtsdestotrotz handelt es sich aber um ein gleichermaßen unerwartetes wie mutiges Ende, das man insbesondere Marvel, denen ja gerne vorgeworfen wird, auf Nummer sicher zu spielen und ihre Erfolgsformel ein ums andere Mal zu wiederholen, in dieser Konsequenz wohl nicht zugetraut hätte.

Spannender wird es da schon bei den vorangegangenen Toden, die ungleich schockierender gewesen sind, wenn ich alleine daran denke, wie ich mich gefühlt habe, als nach nicht einmal zehn Minuten sowohl Loki als auch Heimdall tot am Boden gelegen haben. Hier kann ich mir schon weit eher vorstellen, dass deren Ableben "gesetzt" bleibt, auch wenn Thanos‘ Handlungen auf die eine oder andere Art umgekehrt werden, was auch nur logisch wäre dahingehend, dass die Thor-Trilogie eben jüngst beendet worden ist und ich nicht wüsste, wo speziell diese beiden Asen nun ihre Daseinsberechtigung in künftigen Filmen finden könnten. Sollte man sich aber hier ebenfalls entschließen wäre das ein herber Rückschlag, so gerne ich Tom Hiddleston (High-Rise) auch künftig in der Rolle des Loki sehen würde, denn damit würde sich der Film im Nachhinein selbst entwerten. Spannend bleibt es auch, was Gamora und Vision angeht, bei denen ich mir aber zumindest noch vorstellen könnte, dass man einen glaubhaften Weg findet, sie zurückzubringen aufgrund der Natur ihres Ablebens.

Wäre also nicht diese offensichtliche Effekthascherei am Ende gewesen, so hätte ich Avengers: Infinity War gerne und bereitwillig die Höchstpunktzahl vergeben, doch als Konklusion einer ganzen Dekade von Filmen stellt er dennoch den bisherigen Höhepunkt des Marvel Cinematic Universe dar, was in Anbetracht der vielen hochkarätigen Filme bislang ja auch schon eine immense Leistung darstellt.

SPOILER ENDE – SPOILER ENDE – SPOILER ENDE

Fazit & Wertung:

Mit Avengers: Infinity War erklimmen Anthony und Joe Russo den Zenit ihres bisherigen Schaffens und liefern eine in beinahe jeglicher Beziehung ungemein packende und vor allem überraschend grimmige und ernsthafte Konklusion der ersten zehn Jahre Marvel Cinematic Universe ab. Diese vereint nicht nur beinahe sämtliche bislang eingeführten Helden unter einem Banner, sondern präsentiert mit dem von Josh Brolin verkörperten Titan Thanos auch noch den bislang gefährlichsten wie gleichsam komplexesten Antagonisten, der sich vom ersten Moment an als ultimative Bedrohung zu positionieren versteht und so die Intensität und emotionale Wucht des Gezeigten gehörig nach oben schraubt, bangt man schließlich in jedem Moment um die in vielen Jahren liebgewonnenen Helden, die sich ihm hier in teils ungewöhnlichen Team-Ups entgegenwerfen.

9,5 von 10 Superhelden im Kampf um die Rettung der Menschheit

The Avengers 3: Infinity War

  • Superhelden im Kampf um die Rettung der Menschheit - 9.5/10
    9.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Avengers: Infinity War erklimmen Anthony und Joe Russo den Zenit ihres bisherigen Schaffens und liefern eine in beinahe jeglicher Beziehung ungemein packende und vor allem überraschend grimmige und ernsthafte Konklusion der ersten zehn Jahre Marvel Cinematic Universe ab. Diese vereint nicht nur beinahe sämtliche bislang eingeführten Helden unter einem Banner, sondern präsentiert mit dem von Josh Brolin verkörperten Titan Thanos auch noch den bislang gefährlichsten wie gleichsam komplexesten Antagonisten, der sich vom ersten Moment an als ultimative Bedrohung zu positionieren versteht und so die Intensität und emotionale Wucht des Gezeigten gehörig nach oben schraubt, bangt man schließlich in jedem Moment um die in vielen Jahren liebgewonnenen Helden, die sich ihm hier in teils ungewöhnlichen Team-Ups entgegenwerfen.

9.5/10
Leser-Wertung 8/10 (2 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Infernal Cinematic Affairs: 6,5/10 Punkte
Der Kinogänger: 9,5/10 Punkte
Wessels Filmkritik: "ein sehr starkes Best-Of"

The Avengers 3: Infinity War erscheint am 18.09.18 auf DVD, Blu-ray, 3D Blu-ray und 4K UHD Blu-ray im Vertrieb von Walt Disney. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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Review: Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers (Film)

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Passend zu den gestrigen Temperaturen gibt es heute eine dazu passende Film-Kritik zu einem Werk, das ich dann auch mal nach Jahren der Schublade entrissen habe. Gut so, denn die nächste Großbestellung an Filmen ist gerade wieder raus und ich weiß auch nicht, wann ich das alles gucken soll, aber egal.

Very Good Girls
Die Liebe eines Sommers

Very Good Girls, USA 2013, 91 Min.

Very Good Girls - Die Liebe eines Sommers | © Koch Media
© Koch Media

Regisseurin:
Naomi Foner
Autorin:
Naomi Foner

Main-Cast:
Dakota Fanning (Lilly)
Elizabeth Olsen (Gerri)
Boyd Holbrook (David)
Ellen Barkin (Norma)
Clark Gregg (Edward)
Peter Sarsgaard (Fitzsimmons)
Richard Dreyfuss (Danny)
Demi Moore (Kate)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Very Good Girls - Die Liebe eines Sommers | © Koch Media
© Koch Media

Die besten Freundinnen Lilly und Gerri sind sprichwörtlich ein Herz und eine Seele, auch wenn sie charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten. Während sie einen Ausflug zum Brighton Beach machen, lernen sie eines Tages allerdings den Eisverkäufer und Fotografen David kennen und die Probleme nehmen ihren Anfang, denn sowohl Lilly als auch Gerri vergucken sich prompt in den attraktiven jungen Mann. Während Lilly aber beginnt, sich insgeheim mit David zu treffen, glaubt auch Gerri, er habe etwas für sie übrig. Während die Tage des Sommers ins Land ziehen und Gerri von einer nicht vorhandenen Annäherung zwischen ihr und David fabuliert, weiß Lilly es besser und steckt längst in einer Beziehung mit ihm, was für die Mädchen die erste Belastungsprobe für ihre Freundschaft sein könnte, käme da nicht unerwartet eine familiäre Tragödie dazwischen…

Rezension:

In Anbetracht der steigenden Temperaturen schien mir ein sommerlicher Film jüngst gerade das Richtige zu sein und entsprechend fiel meine Wahl nun auf Very Good Girls, dessen deutscher Untertitel Die Liebe eines Sommers versprach, exakt das zu sein, wonach ich Ausschau gehalten hatte und zunächst einmal lässt sich auf alle Fälle festhalten, dass der von Naomi Foner geschriebene und inszenierte Film die meiste Zeit genau diese sommerliche Unbeschwertheit verkörpert, die bereits das Cover verspricht. Dennoch weist der grundsätzlich schöne Film aber auch einige eklatante Schwächen auf, die dem Filmgenuss abträglich sind, was damit beginnt, dass der Plot als solches so innovations- und überraschungslos daherkommt, dass es eine Schande ist. So vergucken sich eben – um die Formel auf ihre zugrundeliegende Simplizität herunterzubrechen – zwei Mädchen in denselben Jungen, doch während die eine der Meinung ist, ihm langsam näher zu kommen, unterhält die andere alsbald längst eine Beziehung mit ihm und verpasst den richtigen Moment, dies ihrer Freundin schonend beizubringen.

Szenenbild aus Very Good Girls - Die Liebe eines Sommers | © Koch Media
© Koch Media

Nichtsdestotrotz funktioniert der Film aber in weiten Teilen, da hier am Wegesrand doch zumindest noch ein wenig mehr passiert und insbesondere die jeweiligen Elternhäuser (die unterschiedlicher kaum sein könnten) der beiden Mädchen ebenfalls eine durchaus gewichtige Rolle spielen, denn Very Good Girls ist gar nicht so sehr Liebesfilm, wie man das vielleicht meinen würde, sondern gleichsam auch handfestes Familien-Drama, lediglich abgemildert durch die beschwingt-leichtfüßige Inszenierung. Kein Wunder also, dass die weitere Besetzung sich sehen lassen kann und von Clark Gregg über Demi Moore bis hin zu Richard Dreyfuss hier einige bekannte Namen vertreten sind. Im Zentrum des Geschehens stehen aber freilich Lilly und Gerri, wobei hier Dakota Fanning als Lilly spürbar die Nase vorn hat, zumal auch sie es ist, die die Beziehung mit dem undurchsichtigen David eingeht. So irritierend es für mich war, anscheinend noch nie wirklich einen Film mit dieser Fanning gesehen zu haben, so überzeugend ist ihr fragil-schüchternes Schauspiel geraten. Elizabeth Olsen (Ingrid Goes West) derweil gibt in dieser Freundschaft ohne Frage den extrovertierten Part und entsprechend passend ist es, dass sich Gerri in ihrer von sich selbst überzeugten Art eine Anziehung auf David andichtet, die dieser schlichtweg nicht empfindet.

Leider krankt der Film dann aber auch wieder daran, dass ausgerechnet besagter David – dargestellt von Boyd Holbrook (Jane Got a Gun) – doch ausnehmend blass geraten ist und der Umstand, dass gleich beide Mädchen sich in ihn verguckt haben, nicht annähernd nachvollziehbar ist, wobei das natürlich ein anderes Zielpublikum auch ganz anders empfinden mag, als ich das getan habe, gleichwohl ich mich bekanntermaßen sträube, ihn Schubladen wie "Frauenfilm" zu denken. Hinzu kommt, dass das zunehmend prekärer werdende Dreiecksgeflecht seiner Natur nach auch reichlich konstruiert wirkt und entsprechend emotional nicht so mitzureißen weiß, wie das vielleicht beabsichtigt gewesen wäre, zumal speziell das Ende, die Auflösung doch etwas holprig geraten ist. Nichtsdestotrotz gelingt es Very Good Girls auf so einigen Ebenen die Probleme und Herausforderungen des Erwachsenwerdens zu thematisieren und macht dergestalt zumindest als Coming-of-Age-Story eine durchaus gute Figur.

Szenenbild aus Very Good Girls - Die Liebe eines Sommers | © Koch Media
© Koch Media

Des Weiteren haftet der Produktion natürlich der Charme eines Independent-Werkes an und macht sowohl optisch als auch musikalisch Boden gut, doch hätte der Film eben noch viel mehr sein können als ein mancherorts regelrecht unbeholfen wirkendes Drama mit romantischem Einschlag, zumal die Geschichte – von einem einschneidenden Ereignis und wenigen emotionalen Ausbrüchen einmal abgesehen – regelrecht vor sich hindümpelt, was zwar dem Gestus der "Sommerromanze" entsprechen mag, dem Ganzen aber eine Intensität abspricht, die man sicherlich hätte erreichen können. Dieses Problem liegt allerdings schon sowohl in den Figuren als auch in der Geschichte verankert, denn einerseits handelt Very Good Girls nun einmal in vielen Teilen davon, Dinge unerwähnt zu lassen und auszusitzen, andererseits sind auch viele der Charaktere so angelegt, dass sie jedwede Unbill mit stoischem Gleichmut ertragen und nicht eben viele Worte machen. Zwar finden sich auch einige durchaus pointierte Dialoge im Film, doch hätte man auch hier noch deutlich energische rund zielgerichteter zu Werke gehen können. Für einen lauen Sommerabend mag diese Art der entschleunigten Inszenierung genau das Richtige sein, doch vergibt sich Foners Film dadurch eben auch einige Chancen, noch deutlich mitreißender und packender werden zu können.

Fazit & Wertung:

Derweil sich Naomi Foners Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers als beschwingte Sommerromanze gibt, verbirgt sich hinter der Geschichte der beiden besten Freundinnen Lilly und Gerri ein überraschend handfestes Drama, das allerdings im Kontext der Erzählung und einer reichlich konstruiert wie auch vorhersehbar inszenierten Geschichte nie zur vollen Entfaltung kommt.

6,5 von 10 schwülen Sommertagen

Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers

  • Schwüle Sommertage - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Derweil sich Naomi Foners Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers als beschwingte Sommerromanze gibt, verbirgt sich hinter der Geschichte der beiden besten Freundinnen Lilly und Gerri ein überraschend handfestes Drama, das allerdings im Kontext der Erzählung und einer reichlich konstruiert wie auch vorhersehbar inszenierten Geschichte nie zur vollen Entfaltung kommt.

6.5/10
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Very Good Girls ist am 28.01.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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Blu-ray:

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Review: Wind River (Film)

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Wie das immer so ist zum Wochenende, komme ich diesmal mit einer vergleichsweise aktuellen Film-Kritik daher und rede heute über einen Film von Taylor Sheridan, den es ab nächste Woche auch fürs Heimkino geben wird.

Wind River

Wind River, UK/CA/USA 2017, 107 Min.

Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Taylor Sheridan
Autor:
Taylor Sheridan

Jeremy Renner (Cory Lambert)
Elizabeth Olsen (Jane Banner)

in weiteren Rollen:
Gil Birmingham (Martin)
Kelsey Asbille (Natalie)
Teo Briones (Casey)
Tantoo Cardinal (Alice Crowheart)
Matthew Del Negro (Dillon)
Hugh Dillon (Curtis)
Julia Jones (Wilma)
James Jordan (Pete Mickens)
Eric Lange (Dr. Whitehurst)
Martin Sensmeier (Chip)
Jon Bernthal (Matt)
Graham Greene (Ben)

Genre:
Krimi | Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Cory Lambert verdingt sich als staatlicher Wildtierjäger und arbeitet eng mit den örtlichen Behörden des Wind River-Reservats im ländlichen Wyoming zusammen. Als Polizeichef Ben ihn allerdings auf einige Pumas ansetzt, findet der Jäger stattdessen die Leiche der achtzehnjährigen Natalie, die barfuß inmitten der eisigen Einöde zusammengebrochen sein muss, nachdem ihre Lunge kollabiert ist. Eiligst wird das FBI kontaktiert und von dort wird die junge wie unerfahrene Agentin Jane Banner aus Vegas nach Wyoming geschickt, um sich des Falls anzunehmen. Aufgrund mangelnder Ortskenntnisse und Erfahrung bittet sie Lambert darum, ihr bei den Ermittlungen zu helfen. Der hat vor einiger Zeit seine damals sechzehnjährige Tochter verloren und lässt sich nicht lange bitten, zumal er dem Vater von Natalie alsbald versprechen wird, den Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Während Banner und Lambert zunächst im Trüben stochern, ergibt sich doch bald eine Spur und derweil die engagierte Banner sich langsam das Vertrauen der Reservats-Bewohner erkämpft, tut Lambert, was er am besten kann: Jagen…

Rezension:

Mit Wind River liegt nun also der dritte und finale Teil der innoffiziell als American-Frontier-Trilogie von Taylor Sheridan vor, die mit Sicario ihren Anfang und mit Hell or High Water ihre Fortsetzung gefunden hat. Diesem Anlass entsprechend nimmt nun der gefeierte Drehbuchautor Sheridan selbst auf dem Regiestuhl Platz und liefert ein ungemein dicht inszeniertes und enorm packendes Debüt ab, das sich mitnichten zu verstecken braucht und einen mehr als würdigen Abschluss bildet. Das Skript, das Sheridan logischerweise ebenfalls beisteuert, ist dabei tatsächlich aufs Nötigste reduziert und schert sich wenig um ach so überraschende Wendungen, die in den letzten Jahren so in Mode gekommen sind, so dass man – abgesehen von einem einzigen, wirkungsvollen erzählerischen Kniff – eine im Grunde sehr geradlinige Geschichte erzählt bekommt, die aber gerade durch diesen Umstand ihre Faszination noch verstärkt, denn wo sich andere Filmemacher in doppelbödige Konstrukte flüchten, konzentriert sich Sheridan hier ganz auf die ureigene Atmosphäre der Abgeschiedenheit des Reservats, die allein schon dem Film seine ihm eigene Note verleiht.

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Reduziert bedeutet in dem Fall aber nicht, dass den Figuren nicht auch Profil zuteilwürde, wobei sich das Geschehen zugegebenermaßen sehr auf die beiden Hauptfiguren konzentriert. Der von Jeremy Renner (Arrival) verkörperte Wildjäger Cory Lambert bekommt derweil natürlich noch deutlich mehr Hintergrund spendiert und wartet mit einer tragischen Vorgeschichte auf, die dem Tod von Natalie nicht unähnlich ist und folglich auch erklärt, weshalb er so verbissen ist, den oder die Täter zu stellen und zu richten, denn zu viele Kinder und Jugendliche bleiben vermisst, ohne dass sich die Behörden groß darum scheren würden, was auch Kernthema von Wind River ist, ohne dass sich Sheridan hier der Holzhammer-Methode bedienen müsste, um diese Botschaft an den Mann zu bringen. So spricht der Regisseur selbst davon, dass sein Regiedebüt auf wahren Ereignissen basiere, aber weniger auf einem konkreten Fall, sondern mehr der Summe an Vermisstenfällen in Reservaten, die ihrerseits nicht einmal statistisch erfasst werden, was für sich genommen schon Bände spricht.

FBI-Agentin Jane Banner bleibt im direkten Vergleich zwar deutlich weniger ausformuliert, doch ähnlich wie der Charakter langsam von den Bewohnern des Reservats geschätzt wird, gelingt es auch Elizabeth Olsen (The Avengers 3: Infinity War), ihrer Figur mit ausgeprägter Empathie und zielstrebigem Auftreten Charakter zu verleihen, zumal sie weit eher noch als Renners stoischer Jäger als Identifikationsfigur für das Publikum taugt und ähnlich aufgeschmissen in den widrigen Lebensbedingungen wirkt, die sich dadurch auszeichnen, dass hier noch das Recht des Stärkeren zählt und mit Hilfe kaum zu rechnen ist. Dieser Fatalismus zieht sich derweil ohnehin durch den gesamten Film und Sheridan findet immer wieder knappe, lakonische Worte, die er seinen Protagonisten in den Mund legt, um diesen Umstand zu verdeutlichen.

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Entsprechend lebt Wind River auch in vielerlei Belang von seiner einzigartigen Atmosphäre und macht mehr als einmal deutlich, auf faulen Budenzauber nicht angewiesen zu sein, um eine rundherum packende und emotional eindringliche Geschichte zu erzählen. So ist der Film auch in weiten Teilen ungemein ruhig erzählt, ohne behäbig oder gar langweilig zu wirken, weil die nächste Bedrohung bereits hinter der nächsten Ecke lauern könnte, wodurch dich sich wiederum die wenigen, eruptiven Gewaltausbrüche in der Handlung als umso effektiver erweisen. Hinzu kommt, dass Sheridan anscheinend nicht nur beim Schreiben sein Handwerk versteht, denn sämtliche Szenen dieses düster-tristen Treibens sind vortrefflich inszeniert und punkten vor allem gegen Ende mit einer seltenen Konsequenz, was den Verlauf der Handlung anbelangt, um auf einem nachdenklich stimmenden, melancholischen Schlussakkord zu enden, der dank der zuvor erlebten Intensität noch lange nachhallt. Entsprechend würde ich es sehr begrüßen, wenn Sheridan künftig öfter auf dem Regiestuhl Platz nehmen würde, doch darf man zunächst einmal auf die baldige Premiere der von ihm konzipierten und inszenierten Western-Drama-Serie Yellowstone gespannt sein.

Fazit & Wertung:

Taylor Sheridan legt mit Wind River in Personalunion als Drehbuchautor und Regisseur ein beeindruckendes Debüt ab, das eine aufs Nötigste reduzierte, aber ungemein dicht inszenierte Geschichte erzählt. Der gleichermaßen fatalistisch wie archaisch angelegte Thriller weiß dabei auch emotional zu fesseln und punktet zudem mit einem stoisch-grimmig aufspielenden Jeremy Renner in Bestform.

8,5 von 10 Fährten im Schnee

Wind River

  • Fährten im Schnee - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Taylor Sheridan legt mit Wind River in Personalunion als Drehbuchautor und Regisseur ein beeindruckendes Debüt ab, das eine aufs Nötigste reduzierte, aber ungemein dicht inszenierte Geschichte erzählt. Der gleichermaßen fatalistisch wie archaisch angelegte Thriller weiß dabei auch emotional zu fesseln und punktet zudem mit einem stoisch-grimmig aufspielenden Jeremy Renner in Bestform.

8.5/10
Leser-Wertung 6.67/10 (3 Stimmen)
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Wind River erscheint am 08.06.18 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Review: Kodachrome (Film)

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Auch heute wieder ein Film, den ich euch nur wärmstens empfehlen kann, so ihr denn einen Netflix-Account besitzt, denn obwohl ich wusste, dass der dort erscheinen würde, ist dessen Veröffentlichung zunächst an mir vorbeigegangen. Gott sei Dank gibt es Notiz- und Erinnerungs-Apps, sonst hätte ich diesen schönen kleinen Film so bald wohl nicht gesehen.

Kodachrome

Kodachrome, CA/USA 2017, 105 Min.

Kodachrome | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
Mark Raso
Autoren:
Jonathan Tropper (Drehbuch)
A.G. Sulzberger (Artikel)

Main-Cast:
Ed Harris (Ben)
Jason Sudeikis (Matt Ryder)
Elizabeth Olsen (Zoe Kern)
in weiteren Rollen:
Bruce Greenwood (Uncle Dean)
Wendy Crewson (Aunt Sarah)
Dennis Haysbert (Larry)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Kodachrome | © Netflix
© Netflix

Matt ist reichlich überrumpelt, als ihm eines Tages bei der Arbeit eine Frau namens Zoe ihre Aufwartung macht und sich als Assistentin und Pflegerin seines Vaters Ben Ryder zu erkennen gibt. Nachdem die zwei sich schon vor langen Jahren entfremdet haben, trifft es Matt kaum, zu hören, dass sein Vater Krebs im Endstadium und nicht mehr lange zu leben habe, doch Bens letzter Wunsch ist es, mit seinem Sohn quer durch das Land nach Kansas zu fahren, um dort im letzten noch existierenden Labor, das die alten Kodachrome-Filme noch entwickelt, einen Schwung lang vergessener Filmrollen vorbeizubringen, die seit Bens Zeit als draufgängerischer wie gefragter Foto-Journalist ihrer Entwicklung harren. Matt weigert sich beharrlich und erst ein lukratives Angebot lässt ihn die Sache schließlich widerwillig überdenken…

Rezension:

Zunächst völlig an mir vorbeigerauscht ist die bereits im April erfolgte Veröffentlichung von Kodachrome bei Netflix, gleichwohl ich den Film schon einige Zeit auf dem Schirm hatte, weshalb ich froh bin, selbigen nun nachgeholt zu haben, denn auch wenn der eine geradezu klassische Geschichte erzählt und nicht eben mit Innovationen strotzt, gefielen mir doch insbesondere die Chemie der drei Hauptfiguren untereinander sowie allgemein Look und Feel des Films so ausnehmend gut, dass ich schon an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen möchte, sofern man sich denn selbst zu den Netflix-Abonnenten zählt, denn anders ist an den beim Toronto Film Festival uraufgeführten Film derzeit nicht ranzukommen. Basierend auf dem Artikel For Kodachrome Fans, Road Ends at Photo Lab in Kansas ist der nach dem kultigen Film benannte Film (ihr könnt mir noch folgen?) aber mitnichten "nur" eine Ode an die analoge, vom Aussterben bedrohte Fotografie, sondern eben auch handfestes Familiendrama, das seinerseits als waschechtes Road-Movie daherkommt.

Szenenbild aus Kodachrome | © Netflix
© Netflix

So muss sich Kodachrome zwar zunächst den Vorwurf gefallen lassen, ein auf den ersten Blick sehr generisches Stück Film zu sein, denn die sich fremd gewordenen Vater und Sohn, der Trip quer durch die USA, die durch Bens Krankheit generierte Dringlichkeit und Endlichkeit der Reise sowie die beinahe schon obligatorische Annährung zwischen Bens Sohn Matt und Bens Assistentin und Krankenschwester Zoe sind wahrhaftig exakt die Versatzstücke, aus denen man einen Film dieser Art zusammensetzen würde. Dass der von Mark Raso inszenierte Film nun aber nicht in der Belanglosigkeit versandet, das liegt zum Glück an gleich mehreren Faktoren, die den Film so ungemein lohnenswert machen. So mag nämlich die zugrundeliegende Prämisse niemanden im ersten Moment hinter dem Ofen hervorlocken, doch das von Jonathan Tripper verfasste Skript strotzt nur so vor klugen Dialogzeilen und driftet nie ins Kitschige ab, derweil die bewusst kantig und sperrig wirkenden Figuren durch diesen Umstand allein gehörig Profil verliehen bekommen.

Zuerst und zuvorderst sei hier natürlich Schauspiel-Größe Ed Harris (Run All Night) zu nennen, der aus Ben Ryder, dem an den echten Fotografen angelehnten Steve McCurry einen echten, greifbaren Charakter macht, der mit stoischer Hingabe sein Wesen und seine Prinzipien verteidigt und sozusagen noch einige Dinge geregelt haben möchte, bevor das bereits absehbare Ende seines Lebens ihn einholt. Dabei punktet die Figur nicht nur mit klugen Äußerungen und einem zugegebenermaßen barschen Auftreten, sondern vor allem mit einer unerwartet selbstreflexiven Ader, denn Ben ist sich durchaus bewusst, ein regelrechter Arsch zu sein und mitnichten ein guter Vater. Jason Sudeikis derweil, der sich bereits in Colossal für nicht dem Komödienfach zugehörige Stoffe qualifiziert hat, gibt einen wunderbar zynisch gewordenen Sohn ab, der seinen Vater zurecht für seine Verfehlungen und Versäumnisse verurteilt, ohne es zu merken aber gleichzeitig viele seiner Charakterzüge ebenfalls an den Tag legt, was ein enorm stimmiges Duo ergibt, dem man den seit Jahren schwelenden Zwist ohne Vorbehalte abnimmt.

Szenenbild aus Kodachrome | © Netflix
© Netflix

Und natürlich kommt es zu einer zaghaften Annäherung der beiden, wobei ich auch hier sagen muss, dass die Szenen zwar zu Tränen rührend inszeniert, aber eben nicht rührselig dargebracht werden, was für einen derart ausgerichteten Film die große Kür darstellt, denn schnell hätte hier der Film in Richtung Schmonzette kippen können, was er aber eben nicht tut. Auch Elizabeth Olsen (Wind River) als Dritte im Bunde verkommt Gott sei Dank nicht zum schnöden wie eindimensionalen Love-Interest, sondern gibt einen stimmigen Mittelsmann zwischen den beiden Dickköpfen, ohne mit ihrer eigenen Meinung hinter dem Berg zu halten oder angesichts der schauspielerischen Leistungen von Harris und Sudeikis ins Hintertreffen zu geraten. All das wird zudem garniert durch ein zwar episodisch anmutendes, aber auch stringentes Skript, dass mit wunderbaren Landschaftsaufnahmen, eingeblendeten Fotografien, einem stimmungsvollen Soundtrack und natürlich nicht zuletzt einer gehörigen Portion Indie-Charme für sich einzunehmen weiß. Wer also meint, Kodachrome sei nur "ein weiterer dieser rührseligen Filme", dem sei gesagt, dass hier die formidable Besetzung aus einem zunächst soliden Skript einen durchweg überzeugenden Film machen, der weit mehr ist als die Summe seiner Teile, zumal ein Stück weit Huldigung an die "guten alten Zeiten" natürlich auch vorhanden ist und mit seinem Retro-Flair diesem wunderschönen Film natürlich besonders gut zu Gesicht steht.

Fazit & Wertung:

Mark Raso gelingt es in Kodachrome aus einem zunächst recht generisch wirkenden Road-Movie-Drama einen wunderschönen und klugen Film der leisen Zwischentöne zu machen, welcher der Sparte des "Character-Driven-Drama" alle Ehre macht und seine drei Hauptfiguren ins beste Licht rückt. Eine nostalgische, zuweilen zynische, oft emotional aufgeladene Atmosphäre tun hierbei ihr Übriges, um aus einem zunächst unauffälligem Film ein echtes und anrührendes Erlebnis zu machen.

8 von 10 alten Analog-Aufnahmen

Kodachrome

  • Alte Analog-Aufnahmen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Mark Raso gelingt es in Kodachrome aus einem zunächst recht generisch wirkenden Road-Movie-Drama einen wunderschönen und klugen Film der leisen Zwischentöne zu machen, welcher der Sparte des "Character-Driven-Drama" alle Ehre macht und seine drei Hauptfiguren ins beste Licht rückt. Eine nostalgische, zuweilen zynische, oft emotional aufgeladene Atmosphäre tun hierbei ihr Übriges, um aus einem zunächst unauffälligem Film ein echtes und anrührendes Erlebnis zu machen.

8.0/10
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Kodachrome ist seit dem 20.04.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.

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The post Review: Kodachrome (Film) appeared first on Medienjournal.

Review: Silent House (Film)

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Mehr als die Hälfte des Oktobers ist schon wieder rum und entsprechend drängt die Zeit, wenigstens noch einige wenige Film-Kritiken zu Horrorfilmen unterzubringen. Nicht, dass die nicht auch in anderen Monaten passen würden, aber selten so gut wie im Kontext des von Horror dominierten Oktober.

Silent House

Silent House, USA/FR 2011, 86 Min.

Silent House | © Alive
© Alive

Regisseure:
Chris Kentis
Laura Lau
Autoren:
Laura Lau (Drehbuch)
Gustavo Hernández (Drehbuch "La casa muda")

Main-Cast:
Elizabeth Olsen (Sarah)
in weiteren Rollen:
Adam Trese (John)
Eric Sheffer Stevens (Peter)

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Die junge Sarah hatte eigentlich vor, ihrem Vater John und ihrem Onkel Peter dabei zu helfen, das an einem See gelegene Familiendomizil zu restaurieren und ein paar letzte, idyllische Tage dort zu verbringen, bevor das Haus verkauft würde. Als sich John und Peter allerdings hinsichtlich ihrer Arbeitsweise in die Haare kriegen, stapft Sarahs Onkel wutentbrannt davon. Entsprechend macht sich John allein wieder an die Arbeit, während er Sarah dazu verdonnert, doch endlich die letzten Kindheitserinnerungen in Kisten und Kartons zu verstauen. Kurz darauf erreichen Sara die ersten merkwürdigen Geräusche aus den alten Mauern und John scheint plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Als Sarah verängstigt durchs Haus zu schleichen beginnt und den mysteriösen Geräuschen nachspürt, muss sie mit Entsetzen feststelle, dass sie mitnichten allein im Haus zu sein scheint…

Rezension:

Mit Silent House liegt dann also ein weiterer Horrorfilm-Vertreter vor, die es natürlich insbesondere im Oktober zu konsumieren gilt und wie so oft – gerade in dieser Sparte – handelt es sich um das Remake eines Films, diesmal aus Uruguay, der nur ein knappes Jahr zuvor entstanden ist, was selbst für die von Neuverfilmungen überschwemmte Horror-Branche eine verdammt kurze Zeitspanne ist. Nichtsdestotrotz stand dieser Film schon seit längerer Zeit auf meiner Agenda, wenn das auch bei mir nur damit zusammenhängt, dass ich ein doch ausgewiesener Elizabeth-Olsen-Fan bin und diese inszenatorische Fingerübung mit ihr in der Hauptrolle eines der wenigen Werke mit ihrer Beteiligung ist, die es noch zu sichten galt. Der Film als solcher bedient sich dabei angenehm überschaubarer Mittel und es steht ihm meines Erachtens nach gut zu Gesicht, dass sich so ziemlich das gesamte Geschehen in dem maroden Haus und dessen näherer Umgebung abspielt und dabei aus einer Art Abwandlung der Ego-Perspektive präsentiert wird, denn die Kamera klebt zu jedem Zeitpunkt regelrecht an Olsens Figur, was doch eine gewisse Immersion begünstigt.

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Der eigentliche Clou von Silent House aber ist es, in einer einzigen Einstellung gefilmt worden zu sein, was natürlich in Realität ganz anders ausgehen hat, zumal man als halbwegs versierter Filme-Konsument recht schnell und deutlich erkennt, wo hier die Schnitte kaschiert werden sollten, doch nichtsdestotrotz hat mir diese ungewöhnliche Perspektive und das damit verbundene "Echtzeit-Feeling" ziemlich gut gefallen, zumal sich dadurch langsam aber sicher eine Spannung aufbaut, die eben nicht einfach durch einen gnädigen Schnitt zunichte gemacht, sondern stattdessen aufrechterhalten und intensiviert wird. Nichtsdestotrotz krankt der Film im Umkehrschluss natürlich zuweilen daran, dass beispielsweise profane, sonst ausgesparte Laufstrecken hier eben eine gewisse Zeit beanspruchen, doch macht das die Atmosphäre für mich durchaus wett.

Nichtsdestotrotz kämpft Silent House aber mit anderen, teils für das Horror-Genre typischen Problemen, so dass man beispielsweise herzlich wenig über die Hauptfigur erfährt, was zwar in vielen anderen Werken – ich führe hier jetzt einfach mal exemplarisch Don’t Breathe an, da es ja ebenfalls das Düstere-Haus-Setting nutzt – auch nicht besser gelöst wird, hier aber störender ins Gewicht fällt, wenn man die Geschichte in ihrer Gesamtheit betrachtet, die ich natürlich ob möglicher Spoiler nicht vorwegnehmen kann. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Auflösung des Ganzen den Film in der Rückschau doch reichlich Punkte gekostet hat, denn hier wird munter zusammengeklaut, was ebenfalls nicht (so) verwerflich wäre, wenn der finale Akt nicht so dermaßen überhastet daherkommen würde, dass er quasi auf einen Schlag die sorgsam aufgebaute Atmosphäre zunichte macht, zumal hier unbestreitbar der WTF-Faktor im Vordergrund zu stehen scheint, was für ausgewogenes Storytelling selten gut ist und so auch hier mehr schadet als nützt.

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Entsprechend entlarvt sich der Film zuletzt dramaturgisch selbst ein wenig und hätte für meinen Geschmack auch deutlich bodenständiger bleiben können, um echten Terror zu verbreiten, zumal der Twist eben nicht gerade neu ist und zudem noch von langer Hand abzusehen, wenn man eins und eins zusammenzählt. Dafür immerhin macht Elizabeth Olsen (Wind River) einen wunderbaren Job, auch wenn ich sie zugegebenermaßen in anspruchsvolleren, vielschichtiger angelegten Rollen lieber sehe. Entsprechend mühelos gelingt es ihr, die überschaubaren Vorgaben dessen, was sie an Angst und Schmerz und Verzweiflung zu vermitteln hat, auch umzusetzen und folglich als Identifikationsfigur zu funktionieren, ohne dass man viel über ihre Figur Sarah erfahren würde. Was mir allerdings das mitunter größte Rätsel bei Silent House bleiben wird ist die unverhältnismäßig hohe Altersfreigabe ab 18 Jahren, die wirklich durch absolut keine Einstellung oder Szene gerechtfertigt ist, aber wenn es Filme mit – meines Erachtens – zu niedriger Freigabe gibt, muss ja schließlich auch irgendwo der Ausgleich geschaffen werden.

Fazit & Wertung:

Das Horrorfilm-Remake Silent House beginnt durchaus vielversprechend und schafft durch seine ungewöhnliche Kameraführung als vorgegaukelter One-Take eine überzeugende Immersion, doch die sich überschlagenden Ereignisse im letzten Akt nebst auf Biegen und Brechen herbeigeführtem Twist lassen das Endergebnis weit weniger stimmig wirken als die Summe seiner Teile. Nichtsdestotrotz ein zumindest solider, atmosphärisch gelungener Horrorfilm, aus dem man allerdings auch weit mehr hätte machen können.

6,5 von 10 unerklärlichen Geräuschen und Schemen

Silent House

  • Unerklärliche Geräusche und Schemen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Das Horrorfilm-Remake Silent House beginnt durchaus vielversprechend und schafft durch seine ungewöhnliche Kameraführung als vorgegaukelter One-Take eine überzeugende Immersion, doch die sich überschlagenden Ereignisse im letzten Akt nebst auf Biegen und Brechen herbeigeführtem Twist lassen das Endergebnis weit weniger stimmig wirken als die Summe seiner Teile. Nichtsdestotrotz ein zumindest solider, atmosphärisch gelungener Horrorfilm, aus dem man allerdings auch weit mehr hätte machen können.

6.5/10
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Silent House ist am 09.05.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Alive erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Review: The Avengers 4: Endgame (Film)

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Das Marvel Cinematic Universe

Marvel Cinematic Universe

Dieser Film ist Teil des Marvel Cinematic Universe. Folge dem Link, um mehr darüber zu erfahren und weitere Artikel zum Thema zu entdecken.

 

Vergangenen Abend war ich dann nun auch "endlich" im fulminanten Abschluss der ersten elf Jahre und zweiundzwanzig Filme des Marvel Cinematic Universe und werde nun ebenfalls versuchen, spoilerfrei meine Eindrücke festzuhalten, wobei ich natürlich auch hier wieder eigens gekennzeichnete – und standardmäßig ausgeblendete – Spoiler-Absätze nutzen werde, um auch ein wenig konkreter werden zu können. Vor allem aber haben wir es hier dahingehend mit einem Novum zu tun, dass selbst die Besetzung schon eine Art Spoiler darstellt, wenn man einen Blick über den Tellerrand der auf dem Kinoplakat genannten Personen werfen mag, weshalb ich hier erstmalig auch die weiteren Darsteller als tendenziell entlarvend ausgeblendet habe. Und da ich selbst mich bei diesem konkreten Film auch so wenig wie irgend möglich spoilern lassen wollte, sei zuletzt noch der Hinweis gestattet, nicht zu genau die Tags am Ende des Artikels zu studieren, denn dort sind logischerweise die DarstellerInnen allesamt vertreten und lassen sich auch nicht ausblenden. So, und jetzt viel Spaß mit meinen Ausführungen zu einem Finale, wie es die Film-Welt lange (oder gar noch nie?) zu sehen bekommen hat.

The Avengers 4:
Endgame

Avengers: Endgame, USA 2019, 181 Min.

The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Regisseure:
Anthony Russo
Joe Russo
Autoren:
Christopher Markus
Stephen McFeely

Main-Cast:
Robert Downey Jr. (Tony Stark / Iron Man)
Chris Evans (Steve Rogers / Captain America)
Mark Ruffalo (Bruce Banner / Hulk)
Chris Hemsworth (Thor)
Scarlett Johansson (Natasha Romanoff / Black Widow)
Jeremy Renner (Clint Barton / Hawkeye)
Don Cheadle (James Rhodes / War Machine)
Paul Rudd (Scott Lang / Ant-Man)
Brie Larson (Carol Danvers / Captain Marvel)
Karen Gillan (Nebula)
Danai Gurira (Okoye)
Benedict Wong (Wong)
Jon Favreau (Happy Hogan)
Bradley Cooper (Rocket [Stimme])
Gwyneth Paltrow (Pepper Potts)
Josh Brolin (Thanos)

in weiteren Rollen: (Achtung; potentielle Spoiler!)

Anklicken, um Spoiler-Text anzuzeigen
Tessa Thompson (Valkyrie)
Elizabeth Olsen (Wanda Maximoff / Scarlet Witch)
Tom Hiddleston (Loki)
Zoe Saldana (Gamora)
Tilda Swinton (The Ancient One)
John Slattery (Howard Stark)
Rene Russo (Frigga)
Benedict Cumberbatch (Dr. Stephen Strange)
Chris Pratt (Peter Quill / Star-Lord)
Chadwick Boseman (T’Challa / Black Panther)
Anthony Mackie (Sam Wilson / Falcon)
Tom Holland (Peter Parker / Spider-Man)
Hayley Atwell (Margaret Carter)
Evangeline Lilly (Hope van Dyne / The Wasp)
Sebastian Stan (Bucky Barnes / Winter Soldier)
Dave Bautista (Drax)
Pom Klementieff (Mantis)
Taika Waititi (Korg [Stimme])
Letitia Wright (Shuri)
Winston Duke (M’Baku)
Vin Diesel (Groot [Stimme])
Michael Douglas (Hank Pym)
Michelle Pfeiffer (Janet Van Dyne)
Robert Redford (Alexander Pierce)
Natalie Portman (Jane Foster)
William Hurt (Thaddeus Ross)
Samuel L. Jackson (Nick Fury)
Cobie Smulders (Maria Hill)
James D’Arcy (Edwin Jarvis)
Yvette Nicole Brown (Woman in Elevator)
Ken Jeong (Storage Facility Guard)


Genre:
Action | Abenteuer | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Nachdem Thanos alle sechs Infinity-Steine in seine Gewalt gebracht hat und mit einem simplen Fingerschnips das Universum für immer und nachhaltig verändert hat, scheint alle Hoffnung verloren, während Tony Stark gemeinsam mit Nebula ohne Hoffnung auf Rettung durchs All treibt und kaum mehr als eine Handvoll Avengers auf der Erde verbleibt und trotz der Führung durch Steve Rogers kaum einen Ansatzpunkt hat, um Thanos‘ Tat ungeschehen zu machen, der sich bekanntermaßen nach seiner Tat sozusagen zur Ruhe gesetzt hat. Doch dann allerdings scheint sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont abzuzeichnen, doch es wird einige Zeit vergehen, bevor der verschollene Scott Lang vor dem Avengers-Hauptquartier steht und mit einer aberwitzigen Idee aufwartet, die sich allerdings kaum ohne die Hilfe von sowohl Tony Stark als auch Bruce Banner realisieren lassen wird. So gering die Hoffnung aber auch sein mag, sind die verbliebenen Helden bereit, alles zu tun was nötig sein wird, koste es, was es wolle…

Rezension:

Die Ursprünge und die Verortung im MCU:

Bekanntermaßen handelt es sich bei Avengers: Endgame um den nunmehr zweiundzwanzigsten Film im MCU und bildet seinerseits den Abschluss der vorangegangenen einundzwanzig Filme, derweil man unlängst hat erfahren können, dass tatsächlich erst Spider-Man: Far From Home den offiziellen Abschluss bilden wird, wobei ich persönlich fest davon ausgehe, dass selbiger wohl eher vor den Geschehnissen von Endgame angesiedelt werden wird. Doch dessen ungeachtet dient der erneut von den Gebrüdern Anthony und Joe Russo inszenierte Film nun einmal als Finale eines seit nun mehr als einer Dekade stetig erweiterten Franchise und demensprechend empfiehlt es sich freilich, bestmöglich alle MCU-Filme zu kennen, um den größtmöglichen Spaß an der immerhin drei Stunden währenden Chose zu haben. Hinsichtlich Spoiler-Gefahr lässt sich allerdings nur festhalten, dass man – welch Überraschung – zumindest Avengers: Infinity War gesehen haben sollte, um der Handlung folgen zu können, auch wenn Mastermind Kevin Feige betont hat, man möge beide Filme als eigenständige Werke betrachten. Derweil gibt es noch einige Filme mehr, auf die sich der Film mehr oder minder aktiv bezieht, die sich hinter nachfolgender Spoiler-Warnung verbergen (lediglich Nennung der Filme ohne Angabe von Gründen).

Sinnvolle Vorkenntnisse

Anklicken, um Spoiler-Text anzuzeigen

"Pflicht"

  • The Avengers: Infinity War
  • The Avengers
  • Doctor Strange
  • Guardians of the Galaxy
  • Thor 3
  • Thor 2

 

"Kür"

  • Captain America 3
  • Captain America 2
  • Captain America
  • Ant-Man and the Wasp (eigentlich konkret nur das Ende)
  • Captain Marvel (eigentlich konkret nur das Ende)

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Die Regisseure und Drehbuchautoren:

Darüber hinaus lässt sich festhalten, dass die Russos mittlerweile alte Hasen im Marvel Cinematic Universe sind, denn nachdem sie mit ihrer Inszenierung des zweiten Captain America von sich reden machten, für den sie sich mit einer nicht zu Unrecht als Kult zu bezeichnenden Doppelfolge Community qualifiziert haben, wie ich nicht müde werde zu betonen, übernahmen sie auch gleich die Regie bei dem inoffiziell als "Avengers 2.5" gehandelten Civil War sowie dem vorangegangenen Infinity War. Die Nähe zu Community erklärt dann auch, weshalb diesmal die ebenfalls von dort bekannten Darsteller Ken Jeong sowie Yvette Nichole Brown ein Cameo im Film spendiert bekommen haben, nachdem diese Ehre zuvor schon Jim Rash und Danny Pudi zuteilgeworden ist.

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Die verantwortlichen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely blicken derweil auf eine noch umfangreichere Vita im MCU zurück und haben vor ihrem erfolgreichen Team-Up mit den Russos bei den genannten Filmen bereits die Drehbücher zu Captain America: The First Avenger und Thor 2: The Dark Kingdom verfasst und stehen als Serienschöpfer hinter der leider nur kurzlebigen Serie Agent Carter. Und diese Nähe zum Thema – sowohl auf den Regiestühlen wie auch im Skript – merkt man Avengers: Endgame dann auch mit jeder Einstellung an und es ist kaum vermessen, dieses Werk als den ultimativen Fan-Service zu bezeichnen, der jedem langjährigen Fan des Franchise das Herz aufgehen lassen dürfte (zumindest ging es mir so). Wer allerdings zuvor schon wenig mit den Superheldenchosen der vergangenen Jahre anfangen konnte, wird sich freilich auch von diesem Film nicht bekehren lassen können, zählt aber auch nicht wirklich zur anvisierten Zielgruppe.

Die Darsteller:

Nachdem der Vorgängerfilm ja doch in vielerlei Hinsicht eine exzessive Materialschlacht gewesen ist, vor allem aber mit einer schieren Unmenge an Charakteren zu erschlagen musste, hat Thanos‘ Tat natürlich hier die Reihen extrem ausgedünnt, weshalb ich mich auch dazu veranlasst gesehen habe, einen ganzen Stoß an beteiligten DarstellerInnen unter eine Spoiler-Warnung verschwinden zu lassen, derweil wir es hier, was die "Überlebenden" anbelangt, sicher nicht ganz zufällig beinahe ausschließlich mit dem harten Kern zu tun bekommen, der auch schon im ersten The Avengers 2012 zur Rettung der Welt antreten durfte. Und ungeachtet dessen, wie es mit diesen Figuren der ersten Stunde – in diesem Fall ja eher Phase – nach Abschluss dieses Mammutprojekts weitergehen mag, ist es natürlich kein Geheimnis und auch nicht verwunderlich, dass sie alle einen unbestreitbar wichtigen Part im Endgame innehaben, ob ihre Reise damit nun endet oder nicht.

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

An der Spitze des Casts – und als inoffizieller Anführer der verbliebenen Avengers – steht dabei natürlich Chris Evans (Playing It Cool) als Captain America, der sich mal flugs wieder den Bart abrasiert und somit trotz der gelebten Hoffnungslosigkeit zu Beginn des Films wieder weitaus mehr an den strahlenden Helden von einst erinnert, derweil ihm die von Scarlett Johansson (Ghost in the Shell) verkörperte Natasha natürlich auch jetzt noch treu zur Seite steht. Ebenfalls zu den Überlebenden zählen der von seinem Versagen schwer gebeutelte Thor (Chris Hemsworth, The Huntsman & the Ice Queen) sowie Bruce Banner (Mark Ruffalo, Spotlight). Fehlen anfänglich von der Urbesetzung der Avengers lediglich der richtungslos durchs All treibende Tony Stark (Robert Downey Jr., Kiss Kiss Bang Bang) sowie der unter Hausarrest stehende Barton (Jeremy Renner, Catch Me!), derweil ich natürlich nicht vorwegnehmen möchte, wie die wieder zur Truppe stoßen werden. Ansonsten haben ja schon die ersten Filmschnipsel angeteasert, dass auch Scott Lang (Paul Rudd, Our Idiot Brother) zu den verbliebenen Helden stoßen wird sowie die von Brie Larson (Unicorn Store) verkörperte, jüngst erst in dem nach ihr benannten Solofilm eingeführte Captain Marvel, deren Erscheinen ja aber schon in der After-Credits-Scene von Infinity War angedeutet worden ist.

Der Film:

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Mit stattlichen drei Stunden Laufzeit ist Avengers: Endgame nun also der längste Film des MCU bislang geworden und wer meint, man hätte schon im Vorgänger viel unter einen Hut bringen müssen, wird überrascht sein, dass es hier gar so viel mehr noch geworden ist, obwohl das Figuren-Ensemble nun einmal merklich ausgedünnt worden ist. Damit ist dieser zunächst finale Film von insgesamt drei mehrjährigen MCU-Phasen aber zugleich auch der epischste geworden und zollt in vielerlei Hinsicht eben nicht nur den vorangegangenen Avengers-Teilen, sondern gleich auch den zahllosen Solo-Projekten Tribut, die dieses beispiellose Franchise seit 2008 stetig mit Leben gefüllt haben. Dieser Verantwortung sich vollends bewusst, steigen die Russos genau da ein, wo wir unsere verbliebenen Helden verlassen haben, eröffnen aber gleichsam mit einem weiteren emotionalen Punch, der die Abschlussszene des Infinity War gleich wieder in die Gedanken und Herzen zurückkehren lässt. Wer nun aber meint, ein dreistündiges Actionfeuerwerk stünde bevor und würde epische Auseinandersetzung an epische Auseinandersetzung aneinanderreihen, der wird sich erneut überraschen lassen dürfen, denn zunächst einmal gilt es, die Wunden zu lecken, Hoffnung zu schöpfen und vielleicht gar einen Plan zu schmieden, die Geschehnisse rückgängig zu machen.

Dabei nimmt der Film in vielerlei Hinsicht überraschende Wendungen und wartet mit einigem auf, was man so nicht hat kommen sehen dürfte, zumal man sogar hinsichtlich der Trailer-Politik den lobenswerten Ansatz verfolgt hat, mit den hungrig machenden Schnipseln lediglich auf Szenen der ersten rund 25 Minuten zurückzugreifen, so dass alles, was folgt, eine einzige große Überraschung darstellt, auch wenn manche Fan-Theorie und clevere Schlussfolgerung schon einen Teil der Marschrichtung vorgegeben hat. Dabei überrascht und beeindruckt Avengers: Endgame in gleich zweierlei Hinsicht, dass es nämlich der gleichsam emotionalste wie auch tatsächlich witzigste Teil des Franchises bisher geworden ist, wobei sich die eigentlich gegenläufigen Ausrichtungen tatsächlich mitnichten ausbremsen, sondern gekonnt unterstützen. So gibt es allerlei auflockernde dumme Sprüche und Situationskomik, ohne dass die alles überschattende Trauer und Tragik davon in irgendeiner Weise beeinträchtigt oder unterminiert würde – eine Gratwanderung, die selbst manche ausgewiesene Tragikomödie nicht so zielsicher hinbekommen würde.

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Diese drei Stunden dauernde Achterbahnfahrt der Emotionen und Überraschungen schafft es dabei tatsächlich , zu keinem Zeitpunkt langweilig oder repetitiv zu werden, während einen des wohlige Gefühl umgibt, einer mehrstündigen Verbeugung vor den Fans beizuwohnen, was auch den immensen Fan-Service erklärt, der hier in jegliche Richtung vom Stapel gelassen wird und manch anderen Film sicherlich dramaturgisch gänzlich in die Knie gezwungen hätte. Nicht aber hier, denn auch wenn die Geschichte natürlich konstruiert wirkt und zuweilen auseinanderdriftet, halten die Verantwortlichen Russos sowie Markus und McFeely die Zügel doch jederzeit deutlich spürbar fest in der Hand und führen letztlich zusammen, was zusammen gehört, nicht ohne freilich auch noch das eine oder andere Fragezeichen zu hinterlassen, das für die Zukunft des Franchise manche Möglichkeit parat hält. Die finale Auseinandersetzung, auf die natürlich alles zusteuert, wurde mancherorts als doch sehr generisch kritisiert und auch wenn ich diese Meinung nachvollziehen kann, kann ich mich ihr doch in diesem Fall nicht anschließen, denn was hier die Leinwand regelrecht zum Bersten bringt, ist nun einmal filmische gelebte Epicness und ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich mir nichts anderes und nichts weniger gewünscht oder erwartet hätte, zumal selbst hier und im dichtesten Getümmel noch so ziemlich jede Figur ihre Szene spendiert bekommt. Und an Sternstunden und denkwürdigen Momenten mangelt es in Avengers: Endgame natürlich in keinster Weise, wobei hier tatsächlich die emotionalen Charaktermomente überwiegen und noch nachhaltiger im Gedächtnis bleiben als der nächste coole Move eines der Helden.

Szenenbild aus The Avengers 4: Endgame | © Marvel Studios
© Marvel Studios

Jedem Ende wohnt auch ein neuer Anfang inne, hat lange nirgends mehr so gut gepasst wie hier, denn auch wenn sich der dreistündige Reigen nach – irritierend gut aufgelegtem – Abschiednehmen anfühlt und im besten Sinne nostalgisch stimmt, offenbart das für seine Actionfeuerwerke und mannigfaltigen Gags bekannte Franchise hier neue Facetten und zeigt Möglichkeiten auf, wohin die Reise gehen könnte. Avengers: Endgame erobert sich bei all dem Spaß und der Nostalgie aber auch eine ungewohnte Ernsthaftigkeit und Emotionalität, die es zwar schon immer mal wieder hie und dort gegeben haben mag, die aber nie so ausführlich und betont gewesen ist, wie man es hier erleben darf. Natürlich gilt das alles nur für jene, die dem Zauber des Marvel Cinematic Universe verfallen sind, denn rein objektiv ist das alles natürlich noch immer vorrangig unterhaltsamer Budenzauber, doch den weiß eben niemand besser und ausufernder zu inszenieren als die Marvel-Verantwortlichen. Bleibt am Ende tatsächlich ein Film, der kaum zu spalten wissen wird, denn wen er nicht interessiert, den wird er kaum ins Kino locken – und ist als Standalone-Blockbuster hinsichtlich Ausmaß und Thema denkbar ungeeignet – während man als Fan die wohl denkbar beste Form dessen erlebt, was wie ein Film gewordenes Best-Of-Album wirkt, auf das sich, ungeachtet der Erwartung altbekannter Stücke tatsächlich die eine oder andere B-Seite geschlichen hat, die überrascht und begeistert und ein wenig das Herz erwärmt.

Und wer sich nicht um Spoiler schert oder den Film schon gesehen hat, kann sich nachfolgend noch ein paar Absätze einblenden lassen, bevor es nach meiner zeichnerischen Huldigung zum Film mit dem Fazit weitergeht.

SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER

Anklicken, um Spoiler-Text anzuzeigen

Es liegt mir fern, an dieser Stelle jedes noch so kleine Detail des Films unter die Lupe zu nehmen oder schlichtweg in den Fanboy-Modus zu verfallen, aber ein paar Gedanken wollte ich dann doch noch festgehalten haben für diejenigen unter euch, die den Film bereits gesehen haben oder sich schlichtweg einen Dreck um Spoiler scheren, auch wenn das bei gerade diesem Film wohl eher wenige sein dürften. Zunächst einmal bin ich selbst froh, den Film gänzlich ohne Vorahnung dessen, was mich erwarten würde, gesehen zu haben, denn tatsächlich entwickelt er gerade dadurch einen enormen Impact, was sein Dramaturgie betrifft, auch wenn ab dem Zeitpunkt "Wir bauen eine Zeitmaschine" – pardon, Zeithüpfer, die Weichen natürlich ein Stück weit gestellt sind. Nichtsdestotrotz empfand ich es als absolut großartig, die bekannten Schauplätze und Figuren noch einmal Revue passieren zu lassen, auch wenn mir vom Kopf her völlig klar war, wie viel Kalkül hinter solch einer Entscheidung gelegen haben mag. Nichtsdestotrotz ist beispielsweise dieser neue Blick auf den Kampf von New York ungemein erfrischend gewesen, ebenso wie die Auseinandersetzung zwischen Captain America und Captain America, während in der Fahrstuhlszene mit Steve die Erwartungshaltung des gesamten Publikums im Kino wie ein lautloses Knistern zu spüren gewesen ist.

Ebenfalls großartig, was man hier mit Thor angestellt hat, zumal eben weder Filmplakate noch Trailer auf das vorbereitet haben, was kommen würde, während ich mich sehr über das Wiedersehen mit Korg (Taika Waititi, 5 Zimmer Küche Sarg) gefreut habe, was im Übrigen aber auch für "The Ancient One" (Tilda Swinton) oder Jarvis (James D’Arcy), weit mehr noch aber natürlich für Howard Stark (John Slattery) und Peggy Carter (Hayley Atwell) gilt. Es ist einfach unfassbar gewesen, wen man alles für den Film hat verpflichten können, um wirklich das gesamte Marvel-Universum wie ein einziges großes Ganzes wirken zu lassen, selbst wenn die Auftritte – wie im Fall von Natalie Portman – nur wenige Sekunden umfassen. Und natürlich hätte man mit der einen anderen Figur noch mehr anstellen können, aber hätte das schlichtweg auch jeden Rahmen gesprengt.

Vor allem aber eröffnete dies natürlich Möglichkeiten für das quasi unvermeidbare Abschiednehmen von liebgewonnenen Figuren und auch wenn ich persönlich überrascht gewesen bin, dass es nun sowohl Stark als auch Rogers getroffen hat, gefiel mir die Art der Inszenierung ausnehmend gut. Im Fall von Stark bracht der letzthin das ultimative Opfer und konnte gar zunächst noch einmal seinen Vater treffen, während mir die Auflösung für Steve Rogers noch einmal besser gefallen hat, zumal wenn man berücksichtigt, dass die Drehbuchautoren, wie oben erwähnt, sowohl für die Skripte sämtlicher Captain America-Filme verantwortlich zeichneten als auch für die Erschaffung der Serie Agent Carter, denn auch hier hatte ich das Gefühl, dass nach Jahre währender Kämpfe hier das ultimative Happy-End für Steve und Peggy geschaffen worden ist. Der Abschied von Natasha traf mich derweil unvorbereitet, doch der Vorwurf, im MCU würde ohnehin nie jemand sterben, ist damit wohl zunächst einmal entkräftet und auch Loki (oder Heimdall) hat man nicht von den Toten zurückkehren lassen. Wie allerdings die Guardians ohne Gamora hätten funktionieren sollen war mir schleierhaft und bin nun mit der Zeitreise-Lösung doch ziemlich glücklich, zumal es die Chemie zwischen ihr und Starlord natürlich noch einmal gehörig durcheinanderwirbelt, ganz zu schweigen davon, dass ich wirklich hoffe, Thor wird sich tatsächlich in Guardians of the Galaxy Vol. 3 noch an Bord des Schiffs befinden, denn gemeinsam mit der Rückkehr von James Gunn als Regisseur könnte das den unbestrittenen Höhepunkt dieser Filmreihe bedeuten.

Ansonsten war es ja nun wirklich keine Überraschung, dass die weggeschnipsten Helden allesamt zurückkehren würden, wobei Vision ja tatsächlich noch immer tot zu sein scheint (ich weiß, der wurde auch nicht weggeschnipst). Da bin ich jetzt einfach gespannt, wie man das für die angekündigt Serie WandaVision lösen wird, auf die ich freilich schon sehr gespannt bin, wie ich ohnehin kaum erwarten kann, zu erleben, was uns in Zukunft noch alles erwarten wird.

SPOILER ENDE – SPOILER ENDE – SPOILER ENDE

Avengers: Endgame | Zeichnung von Wulf Bengsch

Fazit & Wertung:

Mit Avengers: Endgame ist Anthony und Joe Russo der erhoffte fulminante wie epochale Schlussakkord eines bislang seit elf Jahren bestehenden Franchise geglückt, der natürlich und offenkundig eine Art Film gewordenen Fan-Service darstellt, damit aber jederzeit punktgenau ins Schwarze trifft. Vor allem aber erobert sich der Film eine nie gekannte Ernsthaftigkeit und Emotionalität, die irritierend gut mit einer überraschend beschwingt daherkommenden Komik harmonieren, was gemeinsam eine Achterbahnfahrt der Gefühle quasi garantieren dürfte, womit keine einzige der rund 180 Minuten Spielzeit überflüssig oder gar langweilig würde.

10 von 10 Superhelden im Kampf um die Rettung der Menschheit

The Avengers 4: Endgame

  • Superhelden im Kampf um die Rettung der Menschheit - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Mit Avengers: Endgame ist Anthony und Joe Russo der erhoffte fulminante wie epochale Schlussakkord eines bislang seit elf Jahren bestehenden Franchise geglückt, der natürlich und offenkundig eine Art Film gewordenen Fan-Service darstellt, damit aber jederzeit punktgenau ins Schwarze trifft. Vor allem aber erobert sich der Film eine nie gekannte Ernsthaftigkeit und Emotionalität, die irritierend gut mit einer überraschend beschwingt daherkommenden Komik harmonieren, was gemeinsam eine Achterbahnfahrt der Gefühle quasi garantieren dürfte, womit keine einzige der rund 180 Minuten Spielzeit überflüssig oder gar langweilig würde.

10.0/10
Leser-Wertung 8.13/10 (16 Stimmen)
Sende

The Avengers 4: Endgame erscheint demnächst auf DVD, Blu-ray, 3D Blu-ray und 4K UHD Blu-ray im Vertrieb von Walt Disney, läuft zunächst einmal aber seit dem 24.04.19 im Kino. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

The post Review: The Avengers 4: Endgame (Film) appeared first on Medienjournal.


Review: WandaVision (Serie)

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Das Marvel Cinematic Universe

Marvel Cinematic Universe

Diese Serie ist Teil des Marvel Cinematic Universe. Folge dem Link, um mehr darüber zu erfahren und weitere Artikel zum Thema zu entdecken.

 

Während es die letzten zwei Tage nicht gepasst hat mit dem Bloggen, freue ich mich heute umso mehr, vergleichsweise wortreich meine Eindrücke zur jüngst vollendeten Miniserie zum Besten geben zu können, die einen mehr als vielversprechenden Startschuss für die nächste Phase des MCU bildet.

WandaVision

WandaVision, USA 2021, ca. 39 Min. je Folge

WandaVision | © Disney+
© Disney+

Serienschöpfer:
Jac Schaeffer
Regisseur:
Matt Shakman

Main-Cast:
Elizabeth Olsen (Wanda Maximoff / The Scarlet Witch)
Paul Bettany (Vision)
Teyonah Parris (Monica Rambeau)
Randall Park (Jimmy Woo)
Evan Peters (Pietro Maximoff)
Kat Dennings (Darcy Lewis)
Kathryn Hahn (Agnes)
in weiteren Rollen:
Julian Hilliard (Billy Maximoff)
Jett Klyne (Tommy Maximoff)
Josh Stamberg (Director Tyler Hayward)
Debra Jo Rupp (Mrs. Hart)
Asif Ali (Norm)
Emma Caulfield Ford (Dottie Jones)
Jolene Purdy (Beverly)
Amos Glick (Dennis the Mailman)
David Payton (Herb)
David Lengel (Phil Jones)
Alan Heckner (Agent Monti)
Selena Anduze (Agent Rodriguez)

Genre:
Drama | Komödie | Mystery | Science-Fiction | Action

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus WandaVision | © Disney+
© Disney+

Als frisch verheiratetes Ehepaar ziehen Wanda und Vision in den bilderbuchartigen Vorort Westview, wo sie ihr gemeinsames Leben aufzubauen gedenken. Vision arbeitet als Angestellter einer Firma und Wanda schmeißt den Haushalt, wobei ihnen ihre jeweiligen Kräfte durchaus zupasskommen, den Arbeitsandrang zu bewältigen. Es ist ein ruhiges, idyllisches Leben und die größte Aufregung verspricht ein Besuch der neugierigen Nachbarin Agnes oder der Chef von Vision, der sich zum Abendessen ankündigt. Wie die Jahre vergehen, ändert sich auch das Interieur im gemeinsamen Hausstand und die Mode schreitet voran, während Wanda alsbald im siebten Himmel schwebt, als sie unverhofft schwanger wird und ihre gemeinsame Welt sich mit nie dagewesener Farbpracht präsentiert. Doch immer öfter geschehen auch merkwürdige Dinge, die Wanda zwingen, ihre Kräfte zur Korrektur der Realität einzusetzen, während Vision sich wundert, dass er sich an nichts aus seinem Leben vor der Zeit in Westview zu erinnern scheint…

Rezension:

Pandemiebedingt mussten Marvel-Fans so lange darben, was neues Material angeht, wie eigentlich seit Entstehung des MCU nicht mehr und tatsächlich ist es nun beinahe zwei Jahre her, dass mit Spider-Man: Far from Home die letzte große Veröffentlichung erfolgt ist, wenn man kurzlebige, sich auch nicht wirklich in den Film-Kanon einfügende Serien wie etwa Helstrom außeracht lässt. Die Zeit von Marvel Television oder den Hulu-Produktionen ist aber ohnehin besiegelt, zumal es nur konsequent und richtig ist, die eigenen Serien auch direkt beim eigenen Streaming-Dienst unterzubringen, wie nun eben erstmalig mit der reichlich verspäteten, nun endlich veröffentlichten Miniserie WandaVision geschehen. Da wurde ja im Vorfeld – und auch nach Veröffentlichung der ersten beiden Episoden – reichlich die Nase gerümpft ob des Sitcom-Charakters der Show, zumal erst einmal natürlich wirklich unklar war, wohin die Reise gehen und was dieses artifizielle Konzept bewirken soll (auch wenn in Grundzügen natürlich klar gewesen ist, wie diese verzehrte Alternativ-Realität entstanden sein mag). Nimmt dann die Story aber erst einmal an Fahrt auf, was namentlich konkret in Wir unterbrechen dieses Programm (1.04) der Fall ist, offenbart sich allerdings schnell, dass die Serie exakt das ist, was man sich nur je für eine serielle Ergänzung und Unterstützung des MCU hat wünschen können. So sehr ich beispielsweise Agents of S.H.I.E.L.D. mag (und mir fest vorgenommen habe, hier beizeiten die restlichen Staffeln nachzuholen), liegen schlichtweg Welten zwischen solchen Shows mit nur marginalen Anknüpfungspunkten und dem hier von Jac Schaeffer ersonnenen Konzept, das allein schon den nicht zu unterschätzenden Vorteil bietet, mit den bekannten Film-SchauspielerInnen aufzutrumpfen, aber auch Auszüge aus den Filmen – hier Avengers: Infinity War – zu nutzen vermag.

Natürlich wird die Serie dadurch vorrangig etwas für Kenner der Materie und kein Quereinsteiger sollte den Fehler begehen, ausgerechnet hier einsteigen zu wollen, doch schätze ich das auch immens, das man sich der reichhaltigen Mythologie bedient, zahlreiche Easter Eggs verbaut, falsche Fährten legt und Figuren aus der zweiten Reihe in den Fokus rücken lässt, was nicht nur für die namensgebenden zwei Helden gilt, sondern eben auch für Figuren wie Jimmy Woo (Randall Park, Ant-Man and the Wasp) oder Darcy Lewis (Kat Dennings, Thor). Vor allem anderen aber vermag WandaVision, den vor nunmehr sechs Jahren im MCU eingeführten Figuren Wanda und Vision – wer hätte es gedacht – mehr Profil und Tiefe angedeihen zu lassen, was speziell für Wanda Maximoff gilt, ohne dass es droht, zur One-Woman-Show zu verkommen. So kann man die Serie – insbesondere auch dank der Episode Was bisher geschah (1.08) – als Origin der Scarlet Witch betrachten, auch wenn die dank des so einmaligen Konzepts der Show eben etwas anders vonstattengeht, als man das noch vor einigen Jahren gedacht hätte.

Szenenbild aus WandaVision | © Disney+
© Disney+

Im Grunde lässt Marvel hier die kreativen Muskeln spielen und zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn einem gefühlt unbegrenzten Budget – hier wohl anscheinend rund 25 Million US-Dollar je Folge – zur Verfügung steht, man sich nicht an Serien-Konventionen oder eine festgelegte Laufzeit haben muss und ansonsten das wohl derzeit größte und erfolgreichste Film-Franchise im Rücken hat. Wer also meint, MCU-Produkte würden nach dem immer selben Schema aufgebaut werden, würde sich hier eines Besseren belehrt sehen, auch wenn es selbstredend auch hier letztlich zu einer finalen Konfrontation mit einem Antagonisten kommen wird, über dessen Identität und Beweggründe man lange hat rätseln dürfen, weshalb ich auch hier nichts vorwegnehmen will und werde. Überhaupt ist es der Reiz von WandaVision gewesen, jede Woche grübeln, rätseln und mutmaßen zu können, was dieses oder jenes zu bedeuten haben mag, wie es wohl weitergehen wird und ob der übergeordnete Masterplan am Ende wird überzeugen können. Allein für diese Art der Rückbesinnung auf serielles, häppchenweises Fernsehen bin ich der Show schon dankbar, ganz davon abgesehen, dass es eben auch trefflich zum Sitcom-Charakter des Ganzen passt. Dieser Ansatz entpuppt sich im Übrigen zum Glück nicht als profanes Mittel zum Zweck, sondern ist letztlich tief in der Ausrichtung und Botschaft des Ganzen verankert, auch wenn man natürlich mit jeder weiteren Episode auch immer mehr von diesem erzählerischen Korsett abrücken muss, um eben wieder mehr in Richtung Superhelden-Show zu gelangen, die es ja am Ende ist und weiterhin sein soll.

Szenenbild aus WandaVision | © Disney+
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Konzeptionell ist es auf alle Fälle meisterlich, was Jac Schaeffer und Regisseur Matt Shakman (Cut Bank) hier abliefern, strafen vor allem jene Lügen, die meinen, bei der Kürze der Episoden hätte man auch gleich einen Spielfilm aus dem Gezeigten machen können, wobei ich zugeben muss, dass die Lauflänge allein schon eine ziemliche Mogelpackung ist und die Dauer des Abspanns jeweils in Richtung zehn Minuten tendiert. Dafür allerdings bekommt man auch ab der siebten Episode Durchbrechung der vierten Wand (1.07) wieder die allseits beliebten Mid-Credit-Scenes spendiert, weshalb es sich lohnt, nicht gleich abzuschalten, was gleichsam für das Serien-Finale (1.09) gilt, wo sich noch eine Post-Credits-Scene hinzugesellt, die als Überleitung zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness gelesen werden kann. Mit dem Wissen, dass Wanda dort erneut in Erscheinung treten wird, wundert es mich aber auch, dass anscheinend viele mit einer zweiten Staffel WandaVision gerechnet haben, denn das Konzept der Show macht schon mehr als deutlich, dass es sich – zunächst einmal – um ein in sich abgeschlossenes Projekt handelt, das zudem nur verwässert würde, würde man auf Biegen und Brechen eine Fortsetzung zusammenzimmern wollen. Der Nautr der Sache nach bleibt dennoch einiges in der Schwebe und man wird sich auf zukünftige Projekte freuen dürfen, wo dann Figuren oder Erzählstränge, die hier etabliert worden sind, erneut aufgegriffen werden.

Dabei mag es zunächst unbefriedigend erscheinen, dass beispielsweise Rolle und Relevanz von Jimmy oder Darcy je nach Episode enormen Schwankungen unterworfen scheinen, was wiederum auch für Neuzugang Teyonah Parris gilt, die hier als Monica in Erscheinung tritt, ihres Zeichens Tochter der aus Captain Marvel bekannten Maria Rambeau. Wie der Name aber eben schon sagt, geht es hier um das wohl ungewöhnlichste Liebespaar des Marvel-Kosmos und entsprechen muss natürlich einiges hintenanstehen, wenn es vorrangig um Wanda und Bewältigung vergangener Traumata geht, denn bekanntermaßen haben wir Vision zuletzt leblos und ohne Infinity-Stein gesehen, weshalb es natürlich eines der zentralen Rätsel ist, was genau es nun mit seiner – zunächst unerklärten- Wiederkehr auf sich hat. An dieser Stelle darf natürlich ein Lob an die Besetzung nicht fehlen und während Paul Bettany (Uncle Frank) sich hier des Öfteren zurücknehmen muss, entpuppt er sich doch zuweilen als Szenendieb, wenn Vision philosophische Gedankengänge zum Besten gibt oder sich als Privatermittler versucht. Umso mehr vermag hingegen Elizabeth Olsen (Wind River) zu glänzen, die hier im Verlauf der Staffel die gesamte Bandbreite an Emotionen durchexerzieren darf und insbesondere zu Beginn eben auch reichlich komödiantisches Talent unter Beweis stellt.

Szenenbild aus WandaVision | © Disney+
© Disney+

So funktioniert die Serie auch gerade deshalb so gut, weil sie sich kaum einem spezifischen Genre zuordnen lässt und so weit entfernt ist von einer generischen Superhelden-Show, wie man es sich nur wünschen kann, ohne dabei Herkunft und Wurzeln zu verleugnen, denn wer sich nach wenigen Episoden den altbekannten Marvel-Bombast zurückwünscht, wird auf lange Sicht auch hier nicht enttäuscht werden, derweil anders als im Kino hier deutlich mehr Raum bleibt, auch den ruhigeren und emotionaleren Momenten Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist dementsprechend schwer vorstellbar, dass der bereits in zwei Wochen startende nächste Wurf The Falcon and the Winter Soldier dieses erzählerische Niveau wird halten können, aber einerseits lasse ich mich gern eines Besseren belehren, andererseits bleibt unumstößlich, dass WandaVision mit Nachdruck eine neue Ära des seriellen Erzählens im MCU eingeläutet hat. Der Umstand, dass ich mir nach Beendigung der Staffel zudem gleich noch einmal Age of Ultron angesehen habe, wo sowohl Wanda als auch Vision ihre Leinwandpremiere gegeben haben, spricht dabei ebenso für die Qualität der Serie.

Fazit & Wertung:

Mit WandaVision meldet sich das MCU mit einem Paukenschlag zurück, auch wenn man das nach den ersten, Sitcom-lastigen Episoden noch nicht vermuten mag. Konzeptionell sicherlich ein Wagnis, das sich zudem merklich an Kenner des Marvel-Franchise wendet, sich aber auch mit jeder weiteren Episode zu steigern vermag und in ein mitreißendes Finale mündet, derweil es scheinbar spielend gelingt, das bekannte Kino-Flair nun auch auf die heimischen Bildschirme zu übertragen.

9 von 10 Störungen im Vorort-Idyll

WandaVision

  • Störungen im Vorort-Idyll - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit WandaVision meldet sich das MCU mit einem Paukenschlag zurück, auch wenn man das nach den ersten, Sitcom-lastigen Episoden noch nicht vermuten mag. Konzeptionell sicherlich ein Wagnis, das sich zudem merklich an Kenner des Marvel-Franchise wendet, sich aber auch mit jeder weiteren Episode zu steigern vermag und in ein mitreißendes Finale mündet, derweil es scheinbar spielend gelingt, das bekannte Kino-Flair nun auch auf die heimischen Bildschirme zu übertragen.

9.0/10
Leser-Wertung 8/10 (3 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht:

01. Mit einem Live-Publikum gefilmt (7,5/10)
02. Nicht umschalten! (8/10)
03. Jetzt in Farbe (8,5/10)
04. Wir unterbrechen dieses Programm (9/10)
05. In dieser ganz besonderen Folge … (8,5/10)
06. Ein brandneues Halloween-Spuktakel (8,5/10)
07. Durchbrechung der vierten Wand (8,5/10)
08. Was bisher geschah (8/10)
09. Serien-Finale (9/10)

 
– – –

WandaVision ist (komplett) seit dem 05.03.21 exklusiv bei Disney+ verfügbar.

vgw

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Review: Doctor Strange in the Multiverse of Madness (Film)

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Das Marvel Cinematic Universe

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Es scheint mir durchaus naheliegend, den derzeit noch aktuellsten MCU-Film als Freitagsfilm zu kredenzen und deshalb tue ich das jetzt auch einfach mal und verabschiede mich einstweilen in die freien Tage.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness

Doctor Strange in the Multiverse of Madness, USA 2022, 126 Min.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Sam Raimi
Autor:
Michael Waldron

Main-Cast:
Benedict Cumberbatch (Doctor Stephen Strange)
Elizabeth Olsen (Wanda Maximoff / The Scarlet Witch)
Chiwetel Ejiofor (Baron Mordo)
Benedict Wong (Wong)
Xochitl Gomez (America Chavez)
Jett Klyne (Tommy Maximoff)
Julian Hilliard (Billy Maximoff)
Sheila Atim (Sara)
Adam Hugill (Rintrah)
Michael Stuhlbarg (Dr. Nic West)
Rachel McAdams (Dr. Christine Palmer)
Special Guests:
Hayley Atwell (Captain Carter)
Anson Mount (Black Bolt)
Lashana Lynch (Captain Marvel)
John Krasinski (Reed Richards)
Patrick Stewart (Professor Charles Xavier)

Genre:
Action | Abenteuer | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Doctor Strange in the Multiverse of Madness | © Walt Disney
© Walt Disney

Gerade noch macht Doctor Stephen Strange gute Miene zum bösen Spiel, als er der Hochzeit seiner Ex-Freundin Christine Palmer beiwohnt und ihr glaubhaft zu versichern versucht, glücklich zu sein, da bricht auf den Straßen New Yorks ein heilloses Chaos aus und kurz nach dem Eintreffen des Helden offenbart sich ein riesiges Tentakelmonster als Ursprung der Aufregung, während es versucht, eine Teenagerin in die schleimigen Arme zu kriegen, die Strange bereits in einem mehr als merkwürdigen Traum begegnet ist. Als die Gefahr gebannt ist, stellt sie sich als America Chavez vor und eröffnet ihm, in Momenten größter Angst durch die Universen reisen zu können, was auch dringend vonnöten ist, weil ihr stets neue, monströse Kräfte auf den Fersen sind. Strange, der unlängst mit den Tücken des Multiversums in Kontakt gekommen ist, wendet sich kurzerhand hilfesuchend an Wanda Maximoff, die seit den Ereignissen rund um Westview allein auf einer beschaulichen Farm lebt. Ob das allerdings genügt, den Mächten Einhalt zu gebieten, die das Multiversum nach America durchstreifen, wird sich erst zeigen müssen…

Rezension:

Nicht nur was den ersten Doctor-Strange-Film von 2016 angeht, sondern auch in Bezug auf den direkten MCU-Vorgänger Spider-Man: No Way Home hatte Doctor Strange in the Multiverse of Madness ein durchaus schweres Erbe anzutreten und so gut er mir in Summe auch gefallen haben mag, kann ich gleich vorwegschicken, dass er an beide genannten Werke nicht heranreicht. Das heißt nicht, dass mir das Ergebnis nicht dennoch sehr gut gefallen hätte, sondern im vorliegenden Fall nur, dass ich mir – auch anhand des Titels – etwas mehr und vielleicht auch anderes erwartet hätte. Das beginnt schon damit, dass die Pforten zum Multiversum nun offenkundig offen stehen, aber wenig Rückbezüge auf das vorangegangene Spider-Man-Abenteuer oder auch Loki vorhanden sind, ganz so, als wäre es eine zufällige Überschneidung, dass nun eben auch Strange persönlich noch einmal mit einem multiversalen Problem konfrontiert wird. Sei es drum, kann man mit diesem Gefühl noch gut leben, während es mich mehr stört, dass der Film beinahe zu sehr auf sein hohes Tempo setzt und dabei manche Chance verpasst, auch ruhigeren Momenten und charaktergetriebenen Entscheidungen ein wenig Raum zur Entfaltung zu geben.

Szenenbild aus Doctor Strange in the Multiverse of Madness | © Walt Disney
© Walt Disney

Das beginnt schon mit dem optisch spektakulären, aber eben auch bewusst auf reißerisch getrimmtem Auftakt, der gleichermaßen Marschrichtung und Geschwindigkeit anteasert. Das mag alles einnehmend und schmissig inszeniert sein, bietet aber letztlich wenig Neues und Unerwartetes. Zum Glück liefert das Skript bald ein paar simple wie effektive Kniffe, die Erzählung in eine doch unerwartete Richtung zu lenken, auch wenn das vielerorts längst gespoilert worden sein dürfte. Schön auch, wie sich Strange recht unmittelbar an Wanda (Elizabeth Olsen, Wind River) wendet, während hier auch explizit die Ereignisse aus WandaVision referenziert werden, die man quasi – was ihre Figur zumindest betrifft – als Vorgeschichte zu den Ereignissen betrachten kann, was auch der Serie im Nachgang zusätzliche Bedeutung verleiht und zeigt, dass eben auch in Phase 4 des MCU einiges miteinander verzahnt ist, auch wenn die Zusammenhänge längst noch nicht so klar scheinen, wie das bei früheren Projekten innerhalb der Infinity-Saga gewesen ist. Wenn es allerdings um Querverbindungen zu anderen MCU-Vertretern geht, vermag Doctor Strange in the Multiverse of Madness auch mit Enttäuschungen aufzuwarten, denn ich dachte wirklich, hier würden eventuell Ereignisse aus der ersten Staffel What If…? aufgegriffen werden, doch letztlich beschränken sich die Koinzidenzen auf Figuren, die durchaus den Variationen der Animationsserie entsprechen könnten, aber eben nicht müssen. So gestaltet sich einiges von dem, was man gemeinhin als Fanservice umschreiben würde, als zweischneidiges Schwert, denn mittlerweile wissen wir, für welche Art Gastauftritte und Überraschungen so ein Multiversum gut sein kann und da zählt es zu einer der kleinsten Überraschungen, dass es Mordo (Chiwetel Ejiofor, The Old Guard) in einer Paralleldimension zum Sorcerer Supreme gebracht hat. Da werden dann längst beerdigte Serien wieder aufgegriffen, Fanwünsche erfüllt und zerstört und letztlich Verbindungen zum X-Men-Franchise unter FOX geschaffen, die letztlich aber alle ohne tiefere Bedeutung bleiben, weil eine Variante im Multiversum durchaus nicht gleichbedeutend mit der gemeinhin bekannten Version des Charakters sein muss und dadurch – beispielsweise – auch schnell mal das Zeitliche segnen kann. Hier muss man ganz klar festhalten, dass es No Way Home weit besser verstanden hat, das Multiversum zu präsentieren und zu nutzen, obwohl die Pforten dort nur zaghaft geöffnet, hier mit Wucht aufgestoßen worden sind.

Eine versäumte Gelegenheit ist aber auch, dass man zwar rein rechnerisch auf gut zwei Dutzend Multiversen kommen mag, die hier kredenzt werden, doch handelt es sich überwiegend um Stippvisiten wenn nicht gar Schnappschüsse, derweil die interessanten Konzepte gerade mal für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind und man sich letztlich darauf besinnt, in doch unserer sehr ähnlichen Welten zu landen. Dafür aber ist immerhin der Einfluss von Regisseur Sam Raimi durchaus spürbar, dessen Spider-Man-Trilogie jüngst erst wieder zu neuer Popularität gelangt ist, der sich seine Meriten aber natürlich weit eher im Horror-Metier verdient hat und davon auch hier einiges – freilich im Rahmen der quasi vorgegebenen Altersfreigabe PG-13 – einfließen lassen darf, um aus Doctor Strange in the Multiverse of Madness den ersten Vertreter des MCU zu machen, der offiziell das Label "Horror" trägt, auch wenn es hier wirklich nur in Richtung leichten Grusel und einen Hauch Splatter tendiert. Dennoch, was Raimi gelingt und wie er es inszeniert, verdient Hochachtung und vermag durchweg zu gefallen, weshalb der Film letztlich auch für immer einen Stein bei mir im Brett haben wird, auch wenn er ein Schaulaufen verpasster oder ungenutzter Möglichkeiten veranstaltet. Hinzu kommt, dass er einerseits mit seinen kaum mehr als zwei Stunden irritierend knapp bemessen wirkt (für einen MCU-Blockbuster), andererseits – wenn man sich die eigentliche Handlung noch einmal auf der Zunge zergehen lässt – viel zu lang wirkt für das, was effektiv passiert ist.

Szenenbild aus Doctor Strange in the Multiverse of Madness | © Walt Disney
© Walt Disney

Also ja, Doctor Strange in the Multiverse of Madness wirkt überfrachtet und gleichzeitig inhaltlich sehr überschaubar, stürzt sich in den Wahnsinn des Multiversums und bleibt letztlich doch sehr handzahm, referenziert cthuluoide Welten und weiß dann wenig damit anzufangen, bietet haufenweise Fanservice, aber lässt ihn überwiegend belanglos wirken. Man würde meinen, das ergäbe eine weit enttäuschendere Mischung, doch die allgemeine Marschrichtung vermag ebenso zu überzeugen wie die souveräne Inszenierung, die Sprüche, der Abwechslungsreichtum, ganz davon ab, dass selbstredend auch Benedict Cumberbatch (Edison) wieder in jedem Moment überzeugt und sich bereitwillig auf jeden Wahnsinn einlässt, zu dem Regisseur Raimi und Drehbuchautor Michael Waldron (der auch schon an Loki federführend beteiligt gewesen ist) ihn einladen, was insbesondere mit Blick auf mutliversale Varianten von Doctor Strange stets ein Erlebnis ist. So funktioniert der Film letztlich als Einzelwerk wie Bindeglied gleichermaßen, unterhält und reißt mit, vermag aber nicht dieselben Begeisterungsstürme zu entfachen wie eben beispielsweise der zuvor erschienene Spider-Man, weil dafür wirkt hier doch zu vieles zu rudimentär behandelt, was man unter anderem auch an Rachel McAdams (Eurovision Song Contest) festmachen kann, deren Figur Christine Palmer zwar immer noch Teil der Erzählung ist, aber längst nicht die emotionale Bewandtnis mit sich bringt, wie das noch im ersten Teil der Fall gewesen ist. Überhaupt merkt man gehörig, dass zwischen den zwei Doctor Strange-Filmen immerhin sechs Jahre liegen, in denen einiges passiert ist, was einen sowohl positiven wie negativen Eindruck hinterlässt, der irgendwie exemplarisch ist für das, was Sam Raimi hier anbietet. Immerhin, das Positive überwiegt deutlich und merklich, es ist nur schlichtweg ärgerlich, dass hier an so vielen Ecken und Enden Potential verschenkt wird, denn von einem "Multiverse of Madness" würde man sich wohl schlicht mehr erwarten, als dass es im Grunde von A nach B nach C geht, um von dort wieder nach Hause zu reisen.

Fazit & Wertung:

Der von Sam Raimi durchaus ambitioniert und stilsicher inszenierte Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist einerseits ein tempo- und actionreicher Spaß ohne merkliche Durchhänger geworden, doch andererseits wirkt der Plot letztlich sehr überschaubar. Eine ambitionierte Inszenierung, großartige Darsteller*innen und spektakuläre Effekte reißen hier zum Glück einiges raus, doch ein wenig mehr Tiefgang wäre durchaus wünschenswert gewesen.

8 von 10 bereisten Parallel-Universen

Doctor Strange in the Multiverse of Madness

  • Bereiste Parallel-Universen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Der von Sam Raimi durchaus ambitioniert und stilsicher inszenierte Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist einerseits ein tempo- und actionreicher Spaß ohne merkliche Durchhänger geworden, doch andererseits wirkt der Plot letztlich sehr überschaubar. Eine ambitionierte Inszenierung, großartige Darsteller*innen und spektakuläre Effekte reißen hier zum Glück einiges raus, doch ein wenig mehr Tiefgang wäre durchaus wünschenswert gewesen.

8.0/10
Leser-Wertung 8/10 (2 Stimmen)
Sende

Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist seit dem 22.06.22 bei Disney+ verfügbar. Am 28.07.22 wird der Film auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Walt Disney erscheinen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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